Freitag, 27. Mai 2017
Das Wetter war für unseren Aufenthalt nicht so super angesagt und auch heute sollte es ab Mittag zu Regen und Gewitter kommen. Daher war klar, dass es gleich heute früh auf die Zugspitze gehen muss. Klar war auch, dass wir die Zahnradbahn nehmen würden, da Heiko ja Höhenangst hat. Nun gibt es die Möglichkeit gleich in Garmisch-Partenkirchen in den Zug zu steigen oder erst später in Grainau oder erst am Eibsee. Da Zugfahren auch nicht Heikos Sache ist, schlug ich vor, erst am Eibsee in die Bahn zu steigen. Das würde ihm eine Dreiviertelstunde Bahnfahrt ersparen. Sein Gegenargument war aber, dass dann der Zug, der nur einmal in der Stunde fahren sollte, bestimmt zu voll sein würde und man dann stehen müsste oder gar erst den nächsten Zug bekommen würde.
Also gingen wir erst mal in den Frühstücksraum. Complimentary Breakfast sollte es geben und wir rechneten mit einer Tasse Kaffee/Tee, etwas Brot und Marmelade oder so. Wir wurden positiv überrascht: Es gab diverse Brötchen, Brot, Toast, Frischkäse, Marmelade, Käse- und Wurstaufschnitt, Cerealien, O-Saft, Joghurt… Ach ja: Rührei und gekochte Eier gab´s auch. Also das ist ja mal anständig! Der Sohn der Wirtin zeigte uns alles und wir fragten ihn, ob es Sinn machen würde, schon hier in die Zugspitzbahn zu steigen wegen der Plätze. Er war sich etwas unsicher, denn manchmal müsse man wohl am Eibsee umsteigen, so dass der Vorteil wieder dahin wäre. Außerdem würden am Eibsee manchmal zusätzliche Bahnen eingesetzt, wenn der Andrang recht groß sei. Okay, wir entschieden uns also erst am Eibsee in den Zug zu steigen.
Kurz nach dem doch unerwartet ausgiebigen Frühstück ging es dann los. Wir fuhren zum Eibsee, nein, wir schlichen. Scheinbar gibt es genug Leute, die mit 60 auf der Landstraße unterwegs sind und dann in Ortschaften vorsichtshalber auch nur 20-30 fahren. Und so zockelte eine ganze Kolonne bis zum Eibsee. Halt, da wollten wir doch gar nicht hin? Wir müssen doch bloß zur Bahnstation, die ein paar hundert Meter zurück liegt! Da hier aber gerade ein Parkplatz war, zogen wir ein Parkticket und stiegen aus. Oh weh, was sind wir für Punker! Gleich kam jemand angeschossen und forderte uns dringend auf nur einen Parkplatz zu benutzen. Wir standen versehentlich auf eineinhalb. Heiko parkte noch mal um und kam kaum aus dem Auto. Die Parklücke war nur unwesentlich breiter als unser Auto!
Jetzt waren wir schon ziemlich genervt und als uns klar wurde, dass wir einige hundert Meter zur Bahnstation laufen mussten, wurde es nicht besser, denn wir würden den Zug verpassen. Erst dieser Schleicher, dann der Parkplatzwärter und dann noch den Zug verpassen. Heiko beschloss den Parkplatz zu wechseln. Ich also 3,50€ für 5 Minuten parken gelöhnt (Tagespreis) und ab zur Bahnstation. Da waren die Parklücken auch größer. Nur musste man hier erst einen Parkschein bezahlen und ziehen, so dass wir gerade noch unseren Zug abfahren sahen. Ich hatte nicht einmal meinen Fotoapparat zur Hand, um die Bahn zu knipsen.
Ich ging dann in die Station und kaufte die Tickets. 106€ kostet der Spaß für 2 Personen. Finde ich happig, aber laufen wollte ich für die paar Kröten dann auch nicht.
Zum Glück konnte ich mit EC-Karte zahlen (Lastschrift), weil ich vergessen hatte Bargeld zu ziehen und mein Bares nicht mehr gereicht hätte.
Wir hatten Glück: Kurze Zeit später fuhr schon die nächste Bahn ein. Aber die war auch nicht leer und wir nicht schnell genug. Also mussten wir stehen. 45 Minuten lang. An sich nicht schlimm, aber es ging ja nun steil bergan und mein Handgelenk beschwerte sich ziemlich darüber, dass ich mich halbwegs aufrecht halten wollte. Auch meine Knie fanden die Belastung nicht lustig. Lustig war aber unsere Truppe auf den Stehplätzen, denn wir standen dort zu acht und versuchten alle mehr oder weniger erfolgreich das Gleichgewicht zu halten. Der Muskelkater am nächsten Tag war schon programmiert…
Natürlich war ich dabei nicht in der Lage zu fotografieren, aber zu sehen gibt´s auch nicht viel. Zunächst geht es noch durch Wald, dann aber geht die Strecke fast die ganze Zeit durch den Tunnel. Man sieht nix. Gar nix. Heiko wusste das, ich bis dahin nicht. Ich hatte mir das irgendwie als romantische Bimmelbahnfahrt vorgestellt. Und wenn mit zunehmender Höhe die Luft eigentlich dünner werden sollte, so wurde sie hier immer dicker.
Wundersamerweise behielt Heiko seine Gesichtsfarbe und ich dachte schon: Mensch, heute steckt der die Bahnfahrt aber gut weg!
Die Bahnfahrt endete nicht ganz oben auf der Zugspitze. Um dort hinzugelangen, muss man dann doch noch ein kleines Stück Seilbahn fahren. Heiko wollte das sofort machen, damit er das hinter sich hat, während ich mich gerne erst mal umgeschaut hätte. Aber scheinbar ging es Heiko schlechter als er aussah.
Also zur Seilbahn gegangen und eingestiegen. Heiko hatte einen Sitzplatz ergattert, von dem er aus nicht nach draußen gucken musste.
Die Fahrt war kurz und als wir dann endlich draußen an der frischen Luft standen, merkte ich, dass es Heiko gar nicht gut ging. Er war kaum ansprechbar und wollte nur in Ruhe gelassen werden. Ihm war speiübel. Also versuchte wenigstens ich ein paar Fotos zu machen, aber hier oben war es recht voll und zudem ist hier auch noch eine Baustelle. Und ich machte mir Sorgen um Heiko.
Nach einer Weile versuchte auch er Fotos zu machen, aber so richtig war er nicht bei der Sache.
Gestern noch haben wir nicht wahrhaben wollen, dass hier oben nur ein Grad sein soll, wo unten doch locker 20 sind und haben heute Morgen nur widerwillig lange Jeans angezogen. Aber dieses Thermometer beweist es:
Dennoch hätte ich in meiner kurzen Hose gehen können. Die Sonne schien und meine Jacke hielt mich oben rum warm genug. Aber besser so als frieren. Nur galt das gerade im Moment für Heiko nicht, ihm purzelten die Perlen von der Stirn. Er müsse hier weg. Ihm sei so schlecht, wie lange nicht mehr. Also Abbruch und runter den Weg zur Seilbahn gesucht. Dann wollte Heiko nur noch mal kurz auf die Toilette, denn wir sind ja nun wieder eine Weile unterwegs. Als er wiederkam, sagte er, dass er sich gerade übergeben hätte. Er wolle hier nur noch weg. Dann fanden wir die Seilbahn, aber es war die falsche. Diese hier führte nach ganz unten und nicht zur Bahnstation. Doch ein Mitarbeiter dort überzeugte uns: Diese Bahn benötigte nur 8 Minuten nach unten, währen die kurze Bahn ja schon 3 Minuten bräuchte und man dann noch 45 Minuten Bahn fährt. Heiko beschloss, dass er diese 8 Minuten wohl überstehen würde….
Nach kurzer Wartezeit konnten wir einsteigen, aber diese Gondel hatte keine Sitzplätze und so stellte Heiko sich in die Mitte und schloss die Augen. Ich versuchte ein paar Bilder zu machen. Aber ich stand halt auch nicht ganz vorn und es gelang mir kein vernünftiges Bild aus dem Handgelenk über die Leute hinweg.
Jetzt ging es Heiko richtig schlecht. Zu den Schweißperlen sind nun noch Tränen gekommen. Beinahe hätte ich mitgeheult. Schlimm waren dann jeweils die Stützen, an denen die Bahn so eine Art Schwererlosigkeitsgefühl für eine Sekunde oder so erzeugte. Ich rechnete schon damit, das Heiko den Leuten gleich vor die Füße kotzen würde oder – noch schlimmer - einfach bewusstlos werden würde. Aber dann war die Fahrt zum Glück auch schon geschafft.
Draußen vor dem Gebäude haben wir bestimmt noch 10 Minuten oder so gestanden, damit Heiko sich erholen kann. Dann ging es zurück zum Auto und zurück zu unserem Appartement.
Wir ruhten ein wenig aus und erstaunlicherweise meldete Heiko Hunger an. Also gingen wir in den Ort, wo wir am Tag zuvor schon einen Biergarten entdeckt haben. Heiko bestellte sich Fleischpflanzerl mit Schwammerl und Spätzle und ich bekam eine Knödelei (waren Knödel aus Spinat und Käse mit Tomatensoße und reichlich Parmesan) Alles sehr lecker und 2 große Radler (so heißen die Alster da unten) gab´s auch dazu. Wir können das echt empfehlen! aber schaut selbst:
http://www.mohrenplatz-garmisch.de/ Für mich gab es dann noch auf dem Rückweg ein Eis auf die Hand – auch sehr lecker (Joghurt und Amarena-Kirsch).
„Zu Hause“ legte sich Heiko erst mal hin, ich las. Später pflegte ich dann auch noch mal für eine halbe Stunde die Augen. Irgendwie hatte ich letzte Nacht richtig schlecht geschlafen und die Nacht davor war auch zu kurz. Dann aber stand ich auf und hatte „Hummeln im Hintern“. Ich überlegte, ob ich zum Eibsee fahren sollte. Aber für heute Abend waren Gewitter angesagt und ich wusste außerdem nicht recht, ob meine lädierten Knie die Wanderung um den See schaffen würden. Der Alpspix (eine Art Skywalk) war noch gesperrt und auch die Wanderwege dort oben. Also schnappte ich mir meine Walkingstöcke und lief in die Stadt zur Sparkasse um Geld zu holen. Google veranschlagte 17 Minuten für eine Strecke, die ich locker unterbot. Nach 30 Minuten war ich nämlich schon wieder zurück, inkl. Geldabheben und Inspizieren eines Minigolfplatzes in der Nähe. Nur der gefiel mir nicht so.
Der Rest des Tages war dann nur noch Lesen und Fernsehen.