Yellowstone: Touristen nehmen Bisonkalb im Auto mit...

[Michael]

Man kennt ja schon so einige Erlebnisse, wenn Stadtmenschen auf Natur treffen. Besonders im Yellowstone machte das immer wieder Schlagzeilen, wenn sich Touristen neben Tiere stellen, um sich mit denen Fotografieren zu lassen. Im jüngster Zeit hörte man auch öfter davon, dass einige Leute Bisons streicheln wollten.

Was jetzt passiert ist, verleiht dem ganzen aber eine komplett neue Dimension: Ein Vater-und-Sohn-Gespann hatte bedenken, dass ein Bisonkalb frieren könnte und hat es kurzer Hand in seinen SUV gepackt um es an einer Ranger-Station abzuliefern. 

Artikel (in englischer Sprache) hier: http://www.eastidahonews.com/2016/05/yellowstone-tourists-worried-bison-calf-is-cold-so-they-put-it-in-their-car/

...und NEIN, das ist kein verspäteter Aprilscherz!

Fassungslose Grüße,
Michael

[Andrea]

Ich habe als kleines Kind (war vermutlich gerade in der Grundschule oder noch jünger) einen kleinen Vogel mit nach Hause gebracht, der aus dem Nest gefallen war. Mann, das hat Ärger gegeben! Ich weiß gar nicht, was aus dem geworden ist - vermutlich gestorben, dank meiner "Hilfe".

Was ich mich aber frage: Wie haben die das Kalb überhaupt gefangen? Das wird sich doch gewehrt haben und ein Leichgewicht wird´s auch nicht sein. Und wer hat einen so leeren Kofferraum? Also wir definitv nicht... Michael, das ist ganz sicher kein gut gemachter Aprilscherz? 

[Flicka]

Was ich mich aber frage: Wie haben die das Kalb überhaupt gefangen? Das wird sich doch gewehrt haben und ein Leichgewicht wird´s auch nicht sein. Und wer hat einen so leeren Kofferraum?

Und die wichtigste Frage: Wo war eigentlich die Bison-Mama, als das passiert ist? Da wurden doch eindeutig Aufsichtspflichten verletzt.

Nein, Scherz beiseite, ich weiß ja nicht, wie die Situation war. Der Artikel ist ja nicht wirklich ordentlich recherchiert, sondern eher unter der Kategorie Klatsch und Tratsch einzuordnen und beruht auf den Angaben von nur 2 Leuten. Ob die sich mit den ausländischen Besuchern wirklich richtig verständigen konnten? Vielleicht ist das Kalb ja verlassen auf der Straße herumgeirrt, es bestand die Gefahr von Unfällen und die Touris wussten nicht, wie sie einen Ranger herbeiholen könnten, der die Situation klärt. Dass jemand einfach so ein gesundes Kalb einpackt, kann ich mir kaum vorstellen.

[Michael]

Dass jemand einfach so ein gesundes Kalb einpackt, kann ich mir kaum vorstellen.

Ganz ehrlich, ich hab gerade im Yellowstone schon so viel gesehen, was ich mir nicht vorstellen konnte - da möchte ich das nicht wirklich ausschließen.
Möglicher Weise gibt es in den nächsten Tagen dazu einen offiziellen Report seitens des YNP, dann wird das vielleicht transparenter, was da genau passiert ist.

Im Yellowstone scheint dieses Jahr sowieso ein "ganz besonderes Jahr" zu sein, was begabte Touristen angeht. Die Saison ist noch früh und es sind schon ein paar wirklich abenteuerliche Dinge passiert!

[Flicka]

Dass jemand einfach so ein gesundes Kalb einpackt, kann ich mir kaum vorstellen.

Ganz ehrlich, ich hab gerade im Yellowstone schon so viel gesehen, was ich mir nicht vorstellen konnte - da möchte ich das nicht wirklich ausschließen.

Stimmt, es gibt immer einen Dämlichkeitsgrad, den man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann. Im Buch von Bill Bryson über seine Wanderung auf dem Appalachian Trail schreibt er von Bärenbegegnungen, von denen er gelesen hat mit dem Höhepunkt einer Mutter, die die Hand ihres Kindes mit Honig beschmiert hat, damit der wilde Bär die Hand ableckt. Kann ich mir auch nicht vorstellen, klang im Buch aber durchaus nach einer wahren Begebenheit.

[Andrea]

Das Buch habe ich mir gerade mal bei meinem Online-Händler auf die Merkliste gesetzt, das es vermutlich nicht rechtzeitig vor unserem Zugspitztrip da sein wird (englische Ausgabe) und eben genau dann kommt, wenn wir weg sind. Danke für den Buchtipp!

Naja, es gibt schon komische Denkweisen und Dummheiten von Leuten. Heiko hat mal etwas an der Supermarktkasse erlebt:

Kassiererin: "Bitte nehmen Sie das nächste Mal einen Einkaufswagen"

Kundin: "Ich bin doch nicht so doof und zahle jedes Mal einen Euro dafür!"

Und das ist ja noch harmlos...

[sh3t0r]

Bei den lustig aussehenden Kühen im Yellowstone setzt bei vielen Leuten einfach der Verstand aus. Nicht umsonst wird in der Parkzeitung immer erwähnt dass mehr Menschen durch Bisons verletzt werden als durch alle anderen Tiere im Park - aber wer liest das schon?

Immerhin weniger schlimm als die Typen hier: https://www.nps.gov/deva/learn/news/devils-hole-vandals-identified.htm

[Andrea]

Ich bin fassungslos! Und doch gibt es immer wieder Leute, die applaudieren, wenn eine Drohne in die Grand Prismatic Spring abstürzt, im Goblin Valley Gnome umgestoßen werden oder in Afrika geschützte Tiere geschossen werden.

[serendipity]

Die Frage ist doch immer, wo fängt der Spaß an und wo hört er auf? In diesem Fall wohl die "Sorge".

Natürlich würde mir nicht einfallen ein Bisonkalb in den Kofferraum zu packen, um es beim Vistorcenter abzugeben. Das Fliegen von Drohnen, auch wenn ich die Aufnahmen liebe, sollte nicht im NP erfolgen - ist ja auch mittlerweile verboten. Gnome umschmeißen ist natürlich auch zu verachten, aber wie ist es mit den Tourifotos, wo man Gnome "besteigt" - also tut als wären es Pferde, Seehunde oder lustige Barhocker? Erlaubt? Sinnvoll?  Natur achtend?
Oder sollte das z.B. im Goblin Valley das Besteigen der wunderbaren Formationen nicht grundsätzlich verboten sein? Bzw. sollte nicht jeder denkende, sich an der Natur erfreuende Mensch auf solche "Eskapaden" verzichten?

Scheinbar ist die "Menschheit" so blöd, dass man alles aufschreiben bzw. Regeln für die idiotischsten Verhaltensweisen verfassen muss - nur ob die Menschen darauf reagieren?

[Flicka]

Scheinbar ist die "Menschheit" so blöd, dass man alles aufschreiben bzw. Regeln für die idiotischsten Verhaltensweisen verfassen muss - nur ob die Menschen darauf reagieren?

Das Problem ist doch: Je mehr geregelt und vorgeschrieben ist, desto mehr kommt der gesunde Menschenverstand aus der Übung. Falls jetzt die Nationalparkverwaltung nur davor warnt, Bisonkälber mitzunehmen, könnte man auf die Idee kommen, dass es völlig okay ist, ein Grizzlyjunges ins Auto zu packen.

[Michael]

Ein kurzes (trauriges) Update zu dem Fall: Das Kalb wurde zu seiner Herde zurückgebracht, die Mutter hat es aber nicht mehr angenommen und wurde eingeschläfert.
Ob das Verstoßen des Kalbs nun damit zusammenhängt, dass es von der Mutter getrennt wurde (die "Rettungsaktion") oder ob es schon vorher verstoßen wurde und das erst den Anlass zu der Aktion gab, kann ich nicht beurteilen. Darüber habe ich noch keine verlässlichen Informationen gefunden.

Es scheint im Bezug auf das Besucherverhalten wirklich ein extremes Jahr im Yellowstone zu werden.
Neben der Sache mit dem Kalb gab es in der noch jungen Saison bisher:

• Touristen, die bei Regenwetter mit dem SUV zu den Bisons an den Mud-Vulcanos fuhren (Link zum Video auf FB)
• Einen offensichtlich hungrigen Besucher, der in einer heissen Quelle sein Essen gekocht hat (Link zum Artikel auf FB)
• Eine Gruppe junger Männer, die auf den Seitenflächen der Grand Prismatic Spring herumgelaufen sind. (Link zum Bericht mit Bildern und Video)

EDIT: Bei den jungen Männern auf der GPS handelte es sich wohl um die Social-Media-Truppe eines kanadischen Kleiderlabels... (Link zum Bericht)