Ist das eigentlich eine eher trockene Kälte? Auf jeden Fall scheint es ein richtig tolles Wetter zu sein. Dann sind Minusgrade nur halb so schlimm...
Die "Kälte" war meist "angenehm". Richtig kalt war es nie, meist um 0°C. Nur der Wind konnte manchmal lästig sein, da er die Luft kälter empfinden lässt als sie tatsächlich ist. Die Kälte hat auch ihre Vorteile. Kein Schlamm, die Schotterstraßen sind mit Eis bedeckt, daher kommt das scharfe Lavagestein nicht zur Wirkung und die Schlaglöcher sind auch weg. Wir konnten auf den Schotterstraßen schneller fahren als im Sommer.
14.02.2016 Reykjavik – Fossatún Teil 3Wir hatten noch ausreichend Zeit für einen Besuch des Haraunfossar. Auf dem Weg kamen wir an einer neuen Kirche vorbei. In den letzten Jahren wurden viele neue Kirchen errichtet.
Vor uns hatten wir immer das flache Plateau eines Vulkans.
Überrascht waren wir, dass zu dieser späten Zeit für isländische Verhältnisse noch so viele Besucher beim Wasserfall waren. Der Hraunfossar ist auch im Winter eine imposante Erscheinung.
Der Wasserfall ist eine Besonderheit. Er stürzt nicht wie üblich für einen Wasserfall über eine Felskante in die Tiefe, sondern kommt aus dem Fels heraus. Der Grund liegt darin, dass ein Lavafeld, isländisch Hraun, auf einer wasserundurchlässigen Felsschicht liegt. Das Wasser sickert durch die poröse Lava und muss am Felsen abfließen, bis es oberhalb des Flusses zwischen den Gesteinsschichten wieder zutage tritt.
Ein paar Schritte oberhalb ist ein weiterer Wasserfall der Barnafoss (Wasserfall der Kinder). Zu diesem Wasserfall gibt es die Sage, dass zwei Kinder von einer Felsbrücke stürzten und ertranken. Die Mutter zerstörte daraufhinaufhin die Felsbrücke, die in Ansätzen noch heute zu erkennen ist.
Auffallend ist, wie klar das Wasser ist. Im Sommer ist es silbrig grau, da es stark mit Sedimenten der Gletscher versetzt ist.
Idiotisch benahmen sich 3 junge Leute, der Sprache nach Osteuropäer. Um ein spektakuläres Foto zu erhalten, ging einer mit Halbschuhen über das Eis knapp oberhalb des Wasserfalles zu einem Felsen im Fluss. Ein Rutsch, eine brüchige Stelle im Eis und um ihn wäre es geschehen gewesen. Wir konnten gar nicht hinsehen.
Vor Sonnenuntergang fuhren wir zurück zu unserer Unterkunft. In Reykholt ergaben der Dampf der vielen heißen Quellen und die Sonne ein tolles Farbenspiel.
Wir erreichten das Fossatún Country Hotel noch knapp vor dem Sonnenuntergang. Schnell den Hügel hinter dem Hotel hinauf und den Sonnenuntergang genießen. Uns wurde erst jetzt so richtig bewusst, wie schräg sich die Sonne über den Horizont bewegt. So ergab sich ein doppelter Sonnenuntergang. Zuerst verschwand sie hinter dem Bergkamm. Dann kam sie seitlich wieder hervor, um dann einige Zeit später im Tal endgültig unterzugehen.
Der Hügel ist vom Hoteleigentümer mit Trollskulpturen übersät worden. Auch ein Kraftplatz ist vorhanden. Zusätzlich gibt es auch eine gute Aussicht über das weite Tal.
Nach diesem optischen Genuss, gaben wir uns dem kulinarischen hin und gingen in das Rock’n Troll essen. Der Inhaber des Hotels und dem Lokal ist ein Rock’n Roll Fan. Eine Bühne mit Instrumenten und eine ausgiebige Schallplattensammlung dekorierten den Raum. Als Hintergrundmusik liefen die Klassiker.
Das hauseigene Nordlichtbier war natürlich teuer.
Das Essen aber sehr köstlich. Heike mit gegrilltem Huhn. Ich als Vorspeise eine Lammgulaschsuppe und danach einen überbackenen Auflauf mit Fisch und Gemüse. Soll eine lokale Spezialität sein.
Wir waren schon etwas angespannt, heute sollen perfekte Bedingungen für Nordlichter sein. Vor zwei Tagen hat es Sonnenaktivität gegeben, deren Auswirkungen heute die Erdatmosphäre erreichen soll. Als es dunkel wurde, gingen wir wieder auf den Hügel hinter dem Haus. Tatsächlich waren am Horizont bald grünliche Bänder zu sehen, aber eher schwach und weit weg. Mit der Zeit kamen sie zwar näher, wollten aber nicht so recht bis zu uns kommen. Immer wenn sie nahe waren schwächelten sie und verschwanden nach einer Stunde fast ganz.
Durchgefrohren gingen wir in unser Zimmer und beobachteten die Lage. Eine Stunde später hat sich ein kräftiges Band nördlich von uns gebildet. Wir stürmten wieder auf den Berg. Der Wind hat nun kräftig aufgefrischt, morgen solle es einen starken Orkan geben und es war dadurch sehr kalt. Wir beobachteten das Band einige Zeit, dann begannen Wolken des aufziehenden Schlechtwetters den Himmel zu verdecken.
Auf dem Bild ist das Nordlicht als grüner Schimmer nur sehr schwach zu sehen. Wir lernen ja noch, wie das mit dem Fotografieren richtig geht. Wir waren mit der Ausbeute einigermaßen zufrieden, obwohl wir wesentlich mehr nach diesen Vorhersagen erwartet hatten.