Ich kann mal wieder nicht schlafen, also gibt es noch den ersten Tag, den
Samstag, 2. Januar 2016 - Flug nach Malaga
Vor dem Flug muss natürlich erst der Koffer gepackt werden. Wie üblich, werfe ich alle Kleidungsstücke, die ich mitnehmen möchte, erst einmal auf mein Bett und verteile sie dann anschließend gerecht auf den Koffer (der bekommt 2/3 der Menge) und den Kleiderschrank (1/3 darf nicht mit). Natürlich habe ich wieder eine Erkältung, so dass zusätzliche Medikamente im Koffer und Handgepäck verteilt werden.
Und dann brauche ich noch Platz für all die guten Dinge, die sich meine Mutter noch mitbringen lässt wie Kaffee (der spanische Kaffee schmeckt nicht stark genug, kann also nicht genug Koffein enthalten), eingeschweißte Maultaschen und Bauchspeck. Als Überraschung hatte ich geplant, auf dem Weg zum Bahnhof noch ein paar Brezeln zu kaufen und sie meiner Mutter mitzubringen. Aber ich habe die Rechnung ohne meine Mutter gemacht.
In letzter Minute am Freitag Abend, ich war gerade beim Packen und hatte schon alles malerisch auf meinem Bett verteilt, ruft meine Mutter noch an und fragt, ob ich eine Möglichkeit sehe, ihr 6 Brezeln (also für jeden von uns 2) mitzubringen
Am Morgen trinke ich nur einen Milchkaffee und sorge dann dafür, dass ich bei meiner Rückkehr keine unliebsamen Überraschungen in Bezug auf sich selbst befreienden Müll erleben werde. In meinem Kühlschrank bleibt noch Senf, ein einsames Glas Marmelade und Butter übrig; der Rest darf mit nach Spanien.
Der Blick aus dem Fenster hat schon gezeigt, dass wir nicht 98% Luftfeuchtigkeit (Nebel) haben, sondern nur so ungefähr 70%. Aber der Regen ist nicht so stark, dass ich einen Schirm brauchen werde.
Am Bahnhof mache ich noch den Großeinkauf in der Bäckerei, bevor der Zug nach Zürich bereit ist. Die Tüte mit den 6 bestellten Brezeln wandert in den Rucksack; die Tüte mit der Butterbrezel darf in meine Beutelhandtasche und den Kaffeebecher muss ich in der Hand tragen. Die Cola, die ich eigentlich auch kaufen wollte, hab ich irgendwie vergessen. Dann muss es eben ohne gehen. Im Zug wird der Wintermantel im Koffer verstaut und ich ziehe dafür eine dünne Fließjacke an. Eine Strickjacke ist noch im Rucksack, falls es mir mit T-Shirt und Fließjacke doch zu kalt werden sollte.
Am Flughafen in Zürich halten die Züge im untersten Stock des Gebäudekomplexes. Bereits ein Stockwerk darüber ist ein Terminal untergebracht, wo ich schon mal den Koffer loswerden kann. Eingecheckt hatte ich bereits gestern online. Die Menschenmassen, die sich da vor den Schaltern drängeln, könnten mir das Fürchten lehren, wenn da nicht das gebuchte Comfort-Paket wäre. Ich kann da ganz gemütlich zu dem einzigen Drop-off-Schalter für Business schlendern, vor dem sich die Angestellten gerade langweilen - und bin meinen Koffer knapp 10 Minuten nach Verlassen des Zuges bereits los.
Ich habe Durst, beschließe aber, erst die Situation in Bezug auf Wartezeiten bei der Sicherheitskontrolle zu checken, bevor ich irgendwo etwas zu Trinken besorge. Dank Comfort-Paket sind bei der Sicherheitskontrolle mal eben 3 Personen vor mir in der Schlange. Was mach ich nur mit der vielen Zeit, die noch übrig ist?
Bis zur Lounge kann ich mit dem Trinken noch warten, aber dort werden zuerst einmal 2 Gläser mit Wasser geleert, bevor ich das restliche Angebot in Augenschein nehme. Da gibt es jede Menge alkoholische und alkoholfreie Getränke, 2 verschiedene Suppen, winzige Brötchen mit Schinken oder Käse, eine vegetarische Spätzlepfanne mit viel Gemüse und noch verschiedene Kekse und Obst. Das Schinkenbrötchen schmeckt sehr lecker und macht Appetit auf eine Tasse Kaffee und eine Banane. Ein paar Bonbons (natürlich von Ricola) dürfen auch mit, damit ich einen trockenen Hals bekämpfen kann. Einen Internetzugang für den ganzen Tag gab es am Eingang auch noch - und ich lade aus einer Laune heraus die Gegend um Malaga als Offline-Karte von Google Maps herunter.
Endlich ist der Flieger bereit zum Einsteigen und ich finde meinen Fensterplatz in Reihe 5. Sobald alle Passagiere eingestiegen sind, meldet sich der Kapitän und stellt fest, dass wir bereit zum Abflug sind. Aber plötzlich wird es ziemlich hektisch. Die Flugbegleiter versuchen verzweifelt herauszufinden, ob ein bestimmter Passagier im Flugzeug ist oder nicht. Die bei der Suche nicht beteiligten Flugbegleiter geben schon mal die erste Runde Getränke aus und kleine Beutel mit Cräckern und Nüssen. Die Suche nach dem Passagier ist beendet, aber wir haben den Slot verpasst und müssen noch etwas warten. Die Wartezeit wird mit kleinen Täfelchen leckerer Schweizer Schokolade versüßt.
Der Blick aus dem Fenster zeigt: Ohne Schirm wäre man innerhalb von ein paar Metern klatschnass. Ich hoffe nur, dass es in Malaga etwas weniger regnet oder der Regen wenigstens etwas wärmer ist.
Endlich durchstoßen wir die Wolkendecke und sehen blauen Himmel und Sonnenschein. Das tut so gut nach diesem nassen Dezember am Bodensee.
Je näher wir Spanien kommen, desto mehr reist die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf die Landschaft unter uns frei. Auf den Gipfeln der Pyrenäen liegt Schnee, die Hänge in Richtung Spanien sind aber frei.
Der Flug vergeht sehr schnell. Es wird eine warme Mahlzeit serviert mit Getränken satt und auch noch Kaffee zum Schluss. So lass ich mir das Fliegen gefallen.
Bei der Ankunft in Malaga sind zwar ein paar Wolken am Himmel, aber es sind auch ein paar Fetzen Blau und einige Sonnenstrahlen zu sehen. Und meine Eltern haben über den sommerlichen Kleidern nur dünne Jacken an. Mir ist mit der Winterjeans und der Fließjacke schon gut warm und ich bemitleide die Passagiere, die noch ihre warmen Wintermäntel tragen.
Bei der Fahrt nach Torrox Costa besteht meine Mutter darauf, dass ich vorne sitze und sie hinten, weil ich dann besser beim Navigieren aus Malaga helfen könne. Dazu müsste ich aber ihre für mich noch ziemlich kryptischen Anweisungen verstehen und die ganzen Ortsnamen, mit denen sie um sich wirft, einordnen können. Und dann machen mir auch die spanischen Autofahrer Angst. Ich kann in dem Fahrstil der meisten Fahrer kein System und keine Regel erkennen und bin froh, dass ich nicht fahren muss.
Beim Quartier angekommen, holen wir erst einmal den Schlüssel zu meinem Domizil für die nächsten 10 Tage, das im 5. und damit obersten Stock des Gebäudes liegt. Der Raum mit offener Küche, Sofa und Schrankbetten ist ganz gemütlich - und es gibt einen verglasten Balkon, der als Essplatz dient. Schnell auspacken, alle Mitbringsel einsammeln und dann in den 2. Stock desselben Gebäudes zu meinen Eltern.
Als meine Mutter die Brezeln in ihren Händen hält, hat sie plötzlich ein ganz verräterisches Funkeln in den Augen und stellt fest, dass die Brezeln nur für sie und meinen Vater sind und ich unbedingt das spanische Brot probieren muss. Also werden 2x2 Brezeln eingefroren und die restlichen 2 sollen für das Frühstück am nächsten Morgen aufgebacken werden.
Meine Mutter hat auch ein Abendessen vorbereitet, das wir dann auch vertilgen. Nach dem Abwasch ist es dunkel und wir sitzen noch etwas zusammen, bevor ich mich verabschiede und in mein Reich verschwinde. Die Umgebung des Gebäudes und seine genaue Lage zum Strand habe ich noch gar nicht richtig gesehen, aber ich höre das Meer rauschen und sehe Lichter, die auf eine Küstenlinie hindeuten.