Sonntag, 13.9.15: Courtenay – VancouverDer Tag beginnt, als sich um viertel vor sieben der Fernseher von selbst einschaltet. Keine Ahnung, ob da irgendein vorheriger Gast den Fernseher als Wecker programmiert hat. Ich mache mich in aller Ruhe fertig und gehe noch frühstücken, bevor ich gegen halb neun starte und den Rathtrevor Beach Provincial Park ansteuere. Bevor ich Vancouver Island verlasse, spaziere ich hier noch eine Weile am breiten, von Sielen durchzogenen Strand herum, tauche die Füße ins Pazifikwasser und lasse die Seele baumeln.



Auf der Weiterfahrt zur Departure Bay in Nanaimo verkündet ein Schild am Highway, dass die Fähre um 12.50 Uhr voll ist und die folgende Fähre schon zu fast 60 Prozent, dabei ist es erst halb zwölf. Vor der Reise hatte ich ja überlegt, ob ich die Fähre nach Vancouver tatsächlich vorreservieren soll, jetzt bin ich froh, dass ich die 15 Dollar investiert habe. Ich komme also um kurz vor zwölf am Fährhafen an und darf dank der Reservierung mit dem Auto in die Spur 5 einfahren, parke dort und hole mir in den kleinen Shopping- und Essbereich noch zwei sündhaft teure Schokoteile. Über Lautsprecher werden die Leute dann an die Autos zurückbeordert, und mit leichter Verspätung wird die Fähre beladen. Ich bin früh drin, gehe ans Oberdeck und kann noch zuschauen, wie die Rampe zu meinen Parkdeck hochgeklappt wird und die Leute auf der unteren Rampe auf die Fähre fahren.

Dann heißt es leider Good Bye, Vancouver Island. Aber eine Stunde später kann ich schon sagen: Hello, Vancouver. Die Stadt taucht während der Fährfahrt wie eine Fata Morgana über dem Meer auf.



Dort bin ich aber leider noch nicht. Zuerst hatte ich geplant, auf der Fahrt noch zum Lynn Canyon zu fahren oder im Stanley Park zu halten. Deshalb habe ich die Fähre nach Horseshoe Bay genommen und nicht nach Tsawassen. Aber jetzt bin ich einfach geschafft und will eigentlich nur noch das Auto abgeben und dann ins Hotel in Vancouver, also lege ich doch keinen Zwischenstopp ein. Die Fahrt über die Lionsgate Bridge ist noch richtig schön, aber dann beginnt der zähe Stadtverkehr durch Vancouver. Stop and go durch die Häuserschluchten, das Navi verliert kurzzeitig die Orientierung, aber zum Glück finde ich bald eine Ausschilderung zum Flughafen. Zwischendurch geht dann noch die Tankkontrolleuchte an, das macht mich schon ein wenig nervös. Aber gegen viertel vor vier komme ich dann doch reibungslos bei der Autoabgabe am Flughafen an. Dort geht alles ganz fix. Ich brauche länger, um die Windschutzscheibe vom Navi zu befreien als der Alamo-Mensch braucht, um das Auto zu kontrollieren. Schon habe ich die Quittung in der Hand und stehe autolos da.
Und jetzt? Nehme ich den Skytrain für ca. 9 Dollar? Dann muss ich aber noch ein Stück zum Hotel laufen, und so richtig diszipliniert war ich gestern beim Packen nicht und schleppe außer dem Koffer und dem Rucksack noch eine große Tasche. Ich denke kurz nach und mache mich schließlich auf den Weg zum Taxistand. Nach Downtown gilt ein Festpreis von 35 Dollar. Der Fahrer fragt mich, woher ich komme. Er selbst kommt offensichtlich nicht aus Kanada, lobt englisch radebrechend und eindeutig einschleimend deutschen Fußball und fragt dann schließlich am Hotel mit seinem schönsten Lächeln: „Germans give tip?“ Ich muss lachen, yes, they do.
Im Hotel dauert das Einchecken nur ein paar Minuten, dann bringe ich schnell das Gepäck nach oben und mache mich auf den Weg zum Canada Place. Heute soll das Wetter noch gut sein, ab morgen ist es wieder regnerisch gemeldet, also will ich einfach ein wenig herumflanieren. Ich laufe in leichten Mäandern Richtung Wasser und schnappe unterwegs schon mal ein paar Eindrücke auf.



Und dann ist auch schon der Canada Place erreicht und ich gehe entlang der schiffsähnlichen Reeling mit Ausblicken auf den Hafen und die Stadt.




Gegenüber gönne ich mir mit Blick auf die Segel Bier und ein Abendessen, während ein richtig guter Sänger mit Gitarre die Gäste unterhält. Ja, das gefällt mir schon ganz gut hier. Und im Hafen gibt es richtig was zu gucken, ständig starten und landen die kleinen Wasserflugzeuge. Es ist fast ein Betrieb wie am Frankfurter Flughafen, nur dass dort nicht noch Fähren und Jachten die Start- und Landebahnen kreuzen. Als die Sonne untergeht, mache ich noch ein paar Fotos.




Gegenüber dem Canada Place gibts am Eingang zum Convention Center noch einen unerwarteten Blick auf die Erde.


Dann führt mich der Weg mit Umwegen durch ein paar Souvenirgeschäfte und eine Eisdiele wieder zurück ins Hotel.
Gute Nacht!