Autor Thema: Vancouver Island Wet & Wild  (Gelesen 119490 mal)

Silvia

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #30 am: 12. Oktober 2015, 18:55:58 »
 :gruebel:  naja ehrlich gesagt sieht er aber auch ein bißchen "wet" aus... aber egal, ich nehm auch nen nassen Bären  ;) ... freu mich schon auf die Fortsetzung

Flicka

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #31 am: 12. Oktober 2015, 20:06:33 »
:gruebel:  naja ehrlich gesagt sieht er aber auch ein bißchen "wet" aus...

Ich habe ja nicht behauptet, dass es "wet" ODER "wild" wird.  ;)

Andrea

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #32 am: 12. Oktober 2015, 22:18:05 »
Ich mach mich fast wet, so wild bin ich nun auf die Fortsetzung...   :totlach:
Liebe Grüße, Andrea



www.antiwalks.eumerika.de

Flicka

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #33 am: 13. Oktober 2015, 17:05:17 »
Ich mach mich fast wet, so wild bin ich nun auf die Fortsetzung...   :totlach:

Ich habe mir den Kopf zerbrochen, aber darauf fällt mir nun nix mehr ein.  ;D

Gleich gehts im Bericht weiter, aber leider noch ohne Bären.

Flicka

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #34 am: 13. Oktober 2015, 17:34:20 »
Dienstag, 1.9.15: Victoria – Duncan


Mal wieder wache ich früh auf. Heute will ich Victoria verlassen und ein Stück die Südwest-Küste hochfahren. Oder bleibe ich doch lieber noch einen halben Tag hier und mache Regenprogramm? Wetter.com stellt trockenes Wetter und sogar fünf Stunden Sonne in Aussicht, das Frühstücksfernsehen prophezeit den ganzen Tag Regen. Leider ist Wetter.com auch der Meinung, dass die Sonne in Victoria erst um 15.30 Uhr aufgeht, also scheint mir die Prognose nicht sehr zuverlässig zu sein.

Egal, ich will an schönes Wetter glauben, checke um halb acht aus, richte mich im Auto häuslich ein und mache mich auf den Weg zur Küste, hinaus aus Victoria und Richtung Port Renfrew. Eineinviertel Stunden Fahrt führen mich schließlich zum Sandcut Beach. Als ich aussteige, fängt es gerade an zu tröpfeln. Das kanadische Fernsehen kennt sich mit dem Wetter hier also doch besser aus als das deutsche Internet. Andererseits ist Regenwald im Regen doch erst richtig schön. Der Weg hinunter zum Strand erinnert jedenfalls schon an eine urzeitliche Welt. Ich würde mich nicht wundern, wenn hier gleich ein paar kleine Dinosaurier über den Weg flitzen würden.










Der Strand selbst liegt verlassen unter Nebel und Gischt. Ein paar Möwen finden es eher suboptimal, dass ich heute morgen hier herumschleiche und werfen mir kritische Blicke zu bevor sie protestierend wegfliegen.




Ich muss einen kleinen Bach überwinden und gehe nach links am Strand entlang. Hier am Ende des Strandes donnert ein kleiner Wasserfall über eine Kante. Nach den Fotos zu beurteilen, die ich vom Wasserfall im Internet gesehen habe, fließt hier wohl oft nur ein Rinnsal ins Meer, aber nach dem Regen der letzten Tage hat der Wasserfall richtig Wucht.






Ich gehe zurück und schlendere noch eine Weile über die dicken Kieselsteine am Strand entlang und lasse mir die Seeluft um die Nase wehen. Das Meer kracht wieder und wieder an den Strand, und wenn die Wellen die Steine den Strand hinauf- und hinunterschieben, mischt sich ein klackerndes Geräusch in das Krachen. Die Luft ist frisch und riecht nach Salz und Algen.








Der Regen wird schließlich stärker, also flüchte ich die hohen Stufen und den Weg hinauf wieder ans Auto.




Als ich fahre, kommen die ersten anderen, in Regenjacken gehüllte Besucher an. In der Nähe will ich noch den French Beach besuchen. Der liegt nicht so einsam wie der Sandcut Beach, sondern fast direkt am großen Besucherparkplatz, und netterweise hört der Regen wieder auf, als ich aus dem Auto steige. Auch hier gibt es einen Strand aus großen rundgeschliffenen Kieseln, aber am südlichen Ende des Strandes hat die Flut einen sandigen Abschnitt freigegeben, und plötzlich kommt sogar für ein paar Sekunden die Sonne heraus. Ich spaziere eine Weile hier entlang und lasse die Seele baumeln.














Die Zeit vergeht schnell, es ist schon zwölf Uhr als ich weiterfahre. Unterwegs sehe ich das erste Wildlife am Straßenrand, zwar nur ein Reh mit Kitz, aber immerhin. Und auch an meinem nächsten Ziel, am Fisgard Lighthouse, schaut mich so ein kleines Bambi mit großen Augen an.






Das Fisgard Lighthouse selbst ist nur ein Teil des eintrittspflichtigen Geländes eines Forts, aber an den alten Waffen und Wehranlagen habe ich kein Interesse, sondern schaue mir nur den kleinen pittoresken Leuchtturm an.






Von hier aus dauert die Fahrt nur ein kurzes Stück bis zum Goldstream PP, wo ich eigentlich ein wenig wandern und mir einen kleinen Wasserfall anschauen will. Als ich dort gerade das Auto in die letzte Parklücke manövriert habe und aussteige, tauche ich ein in den Lärm des Highways, der nur wenige Meter entfernt liegt. Vancouver Islands dichtbefahrene teils autobahnähnliche Hauptdurchgangsstraße verläuft parallel zum Wanderweg. Da nützt es auch nichts, dass der kleine Fluss auf der anderen Seite des Weges durchaus nett aussieht. In diesem  Straßenlärm würde ich zuhause nicht wandern, und hier mache ich es auch nicht, also fahre ich weiter und erreiche schließlich Duncan, mein heutiges Übernachtungsziel, wo ich in einem Motel übernachte.

Duncan kann man selbst als wohlwollender Besucher nicht als hübsch bezeichnen. Die Innenstadt ist klein, und auch wenn es durchaus einige nette Geschäfte und Galerien gibt, sind fast alle Häuser in einem hässlichen, etwas schäbigen Schuhkarton-Stil gebaut. Allerdings hat man in der Stadt  Totempfähle aufgebaut, und ein mit Fußspuren gekennzeichneter Wege führt an vielen von ihnen vorbei.








Vor der Reise habe ich mich kaum mit Totempfählen beschäftigt, aber vor dem Besuch hier in Duncan habe ich mich dann doch im Internet etwas schlauer gemacht. Die Totempfähle im amerikanischen Nordwesten hatten in der Geschichte der hiesigen First Nations eine besondere Bedeutung, waren so etwas wie ein Statussymbol und immer mit der Ausrichtung eines Potlatch-Festes verbunden. Ganz verallgemeinert gesprochen lud eine Familie zum Potlatch-Fest ein und beschenkte die Gäste. Die Gäste nahmen die Geschenke an und erkannten damit den Status der Familie an, der auf dem Totempfahl dargestellt wurde. Das war Voraussetzung dafür, dass der Pfahl errichtet werden durfte. Die Totempfähle sind keine Marterpfähle, und sie werden auch nicht wie religiöse Gegenstände verehrt. Es sind eher Visitenkarten.

(Soviel zur Geschichte und Bedeutung der „Totempfähle“, zumindest so wie ich sie verstehe. Wer mag, kann mich gerne verbessern!)

Die Totempfähle in Duncan wurden zur Stadtverschönerung geschaffen. Ob sie darüber hinaus auch soziale Bedeutung haben, weiß ich nicht genau. Was bei den Totempfählen hier in Duncan aber jedenfalls mit den traditionellen Pfählen übereinstimmt, ist die Tatsache, dass sie Geschichten und Mythen erzählen. Erzählt wird beispielsweise die Geschichte vom Schwertwal, der die Lachse an der Rückkehr hindert, schließlich aber vom Donnervogel vertrieben wird. Überhaupt sind Wale, mythologische Donnervögel und Bären häufige Themen auf den Pfählen.
















Mit einer zufriedenstellenden Fotoausbeute gehe ich schließlich zurück zum Motel, wo ich feststelle, dass es direkt nebenan nicht nur ein obskures Diner mit ukrainischen Spezialitäten gibt, sondern ein paar Meter weiter auch eine Filiale von Boston Pizza, die von außen sehr nett aussieht. Mein in den Kniekehlen hängender Magen will sofort hier einkehren, aber bevor ich mich dem Fraß und Suff hingebe, erinnere ich mich daran, dass ich die Übernachtung in Duncan dafür nutzen wollte, mich mit Vorräten einzudecken. Also führt mich der Weg erst mal zum Supermarkt. Weil auf vielen Sonderangeboten immer der Preis „mit Karte“ aufgeführt ist und ich plötzlich im Sparmodus bin, frage ich nach, ob ich irgendeine Mitgliedskarte haben muss, um die Sonderpreise zu bekomme und erfahre, dass ich als auswärtige Besucherin an der Kasse einfach nach der „Tourist Card“ fragen soll. Sehr schön. Ich decke mich also mit ausreichend Getränken und Snacks für die nächsten zehn Tage ein und besorge mir nebenan im separaten Alkoholgeschäft noch ein paar Dosen Bier. Flaschen wären mir ja lieber gewesen, aber solche Extravaganzen sind hier nicht vorgesehen.

Die Vorräte wandern in den riesigen Kofferraum, und ich marschiere schließlich gegen halb sieben halb verhungert zu Boston Pizza, verschlinge eine leckere Riesenportion Penne Arrabbiata und trinke mir das Wetter schön. Danach dauert es nicht mehr lange, bis mir im Zimmer die Augen zufallen. Morgen will ich nach Nanaimo fahren und dort einen entspannten Tag mit einer kleinen Wanderung einlegen. Immerhin meldet der Wetterbericht für morgen „nur“ Gewitter, keinen Dauerregen.

Gute Nacht!

Michael

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #35 am: 13. Oktober 2015, 17:55:55 »
Klasse Küstenlandschaften zeigst Du hier. Ich liebe genau diese Landschaft im pazifischen Nordwesten! Um den Regen im Regenwald beneide ich Dich (ich hatte letztes Jahr nur strahlend blauen Himmel) und der Wasserfall am Meer ist ja einfach nur top!  :tumb:
Das First Nation Kanu ist ja ganz pfiffig gemacht. Selbst wenn man kentert, gibt das Ding noch ne gute Figur ab...  ;D

...nach der Reise ist vor der Reise...

Flicka

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #36 am: 13. Oktober 2015, 18:44:47 »
Klasse Küstenlandschaften zeigst Du hier. Ich liebe genau diese Landschaft im pazifischen Nordwesten! Um den Regen im Regenwald beneide ich Dich (ich hatte letztes Jahr nur strahlend blauen Himmel)

Wenn man den Regen doch bloß nach Belieben ein- und ausschalten könnte!  :)

Aber mir hats im Regenwald bei Regen auch ganz gut gefallen.

nordlicht

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #37 am: 13. Oktober 2015, 19:01:14 »
Klasse Küstenlandschaften zeigst Du hier. Ich liebe genau diese Landschaft im pazifischen Nordwesten! Um den Regen im Regenwald beneide ich Dich (ich hatte letztes Jahr nur strahlend blauen Himmel) und der Wasserfall am Meer ist ja einfach nur top! 
Da kann ich mich Michael nur voll und ganz anschliessen!
Wunderbare Bilder, vor allem der Wasserfall von hinten,

Flicka

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #38 am: 13. Oktober 2015, 19:17:55 »
Ihr seid ja ganz lieb.  :herz:

Aber gerade der Wasserfall ist so ein typisches Beispiel dafür, wie Planung und Realität auseinanderfallen können. Bei der Planung am heimischen PC war nämlich ein Besuch am Spätnachmittag bei schönem Sonnenschein vorgesehen. Mit Stativ (wow) und ND-Filter (doppelwow)  . Na ja, die Realität war dann eher an praktischen Fragen orientiert (Wie nass will ich eigentlich werden? Wie nass darf eine Kamera eigentlich werden? Und warum eigentlich liegt die Regenschutzhülle im Koffer?)  ;)

Susan

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #39 am: 13. Oktober 2015, 20:39:44 »
Trotz Regen sehr schöne Eindrücke von Vancouver Island - eigentlich schade, dass wir nächstes Jahr nicht hinkönnen. Die Gartenkunst gefällt mir - und Kerlie, der sie am liebsten gleich bei uns im Vorgarten installieren würde  ;D Und die Totems...

Ans Rathaus von Hannover fühlte ich mich auch gleich erinnert  ;)
Liebe Grüße
Susan

Silv

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #40 am: 14. Oktober 2015, 13:07:31 »
Regen im Regenwald gefällt mir auch. Aber ein bisschen Sonne dabei wäre auch schön.... :(
Liebe Grüße
Silvia

Flicka

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #41 am: 14. Oktober 2015, 17:21:50 »
Hallo ihr beiden, schön dass ihr noch mit an Bord seid!  :)

Die Orcas in Victoria sind ganz schön groß, da braucht man auch ein geeignetes Gartengrundstück, damit man sie artgerecht halten kann.  ;)

Heute gibts unterwegs mal ein bisschen Sonne - aber auch viel Regen und unerwartetes Wasser von oben. Ich lade noch die Fotos hoch, und dann geht es weiter auf der Reise.

Flicka

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #42 am: 14. Oktober 2015, 17:50:44 »
Mittwoch, 2.9.15: Duncan – Nanaimo


Als ich heute morgen aufwache und nach draußen schaue, sehe ich den Regen herunterprasseln. Na ja, vielleicht regnet es sich ja jetzt noch aus und ist später schön, denke ich, kann mir aber ein Seufzen nicht verkneifen.

Um kurz vor neun mache ich mich dann aber tatsächlich bei Sonnenschein auf den Weg. Die Straßen sind zwar noch tropfnass und irgendwo hinter mir ziehen wieder eine schwarze Wand heran, aber als ich mein erstes Ziel für heute, Chemainus, erreiche, kommen immer wieder Sonnenstrahlen durch die Wolken.

Chemainus ist bekannt für seine Murals, Bilder an Hauswänden. Der kleine Ort ist durchaus hübsch vor allem im Vergleich zu dem etwas trostlosen Duncan. Vielleicht liegts aber auch daran, dass die Sonne scheint. Die Murals sind schön gemacht, in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen gemalt und manchmal sogar ein wenig in die Umgebung einbezogen. Ich spaziere durch den Ort, mache hier und da Fotos und komme zum Abschluss noch über einen kleinen Flohmarkt, wo aber leider Sachen von erstaunlicher Hässlichkeit angeboten werden. Der Besuch hier hat sich trotzdem gelohnt.























Auf der etwa halbstündigen Weiterfahrt nach Nanaimo komme ich noch am Petrogryph PP vorbei. Leider sind hier die meisten Petroglyphen von Blättern und Nadeln bedeckt. Diese beiden zeigen Seewölfe (Meeresfische) und vermutlich einen Schamanen.






In Nanaimo habe ich mich im Coast Bastion Hotel einquartiert, kann jetzt um viertel vor zwölf netterweise schon einchecken und schaffe meine Sachen von der Parkgarage ins Zimmer. Das hat einen kleinen Balkon, zu klein, um draußen zu sitzen, aber man kann rausgehen und auf die Bastion und den Hafen schauen. Na, das sieht doch ganz gut aus. Die dunklen Wolken weiter hinten ignoriere ich geflissentlich, die können ruhig da hinten bleiben.




Ich packe meine Fotoausrüstung und mache mich auf den Weg zum Hafen, bekomme dort in der Touristeninformation wie gewünscht eine Broschüre mit den Wanderwegen auf Newcastle Island und mache mich auf den Weg zur Fußgängerfähre. Kaum bin ich zehn Meter gegangen, fängt es wieder heftig an zu regnen. Also sind die dunklen Wolken doch nicht da hinten geblieben. Ich stelle mich erst unter, ziehe mir dann die Regenjacke über, trotte los, als es nachlässt und stelle mich wieder unter, als der nächste Schauer runterkommt. Um mich herum springen die Leute in die Cafés. Ich marschiere trotzig weiter. Ich will jetzt nicht mit 20 anderen nassen Leuten in einem engen Café sitzen, ich will auf die Insel!

Ein paar Meter weiter muss ich einsehen, dass der Regen gewonnen hat. Immerhin schaffe ich es noch bis zu einem netten Restaurant-Pavillon direkt über dem Wasser und kehre dort zum Mittagessen ein. Der Regen bleibt auf der anderen Seite der Glasscheibe zurück, und ich darf mich direkt unter einen Heizstrahler setzen. Meine Laune bessert sich. Statt irgendwo übersüßte Teilchen zu mümmeln, bekomme ich hier Moules Frites, na gut, hier heißt es Mussels and French Fries Combo. Die Muscheln sind mindestens auf der Top 3 Liste der besten Muscheln, die ich je gegessen habe, und passend zum stimmungsaufhellenden Bier kommt auch prompt wieder die Sonne heraus.






Frisch gestärkt gehe ich doch noch zur kleinen Fähre, schaffe gerade noch die Abfahrt um halb zwei, zahle 9 Dollar für Hin- und Rückfahrt und bin 10 Minuten später schon auf Newcastle Island.




Die Insel ist ein Naturschutzgebiet ohne Autos. Ich will den Weg rund um die Insel gehen, der 7,5 km lang sein soll. Am Anfang spaziere ich noch über die Felsen am Meer.










Dann geht der Weg weiter, oft direkt entlang der Küste.






Außer mir sind nur zwei Radfahrer mit der kleinen Fähre mitgefahren, und ich begegne erst nach über eineinhalb Stunden auf dem Weg anderen Wanderern. Die ätherischen Düfte der Nadelbäume mischen sich mit der salzhaltigen Meerluft, wunderbar. Ab und zu regnet es, aber immer öfter kommt auch wieder die Sonne raus.

Ich spähe eifrig nach Wildlife. Die meisten Tiere sind bei dem Wetter offenbar daheimgeblieben, aber immerhin kann ich in einer Bucht einen Kanadareiher beim Futterfassen beobachten. Und in den Bäumen am Weg entdecke ich noch zwei komische Vögel. Einer fliegt lieber schnell nach Hause, aber der andere bleibt netterweise wenigstens lange genug für ein Fotos sitzen.






Nur die Weglänge verwirrt mich dann doch. Ich komme immer wieder an Wegweisern vorbei, meist inklusive kleiner Karte, auf der die Entfernungen zwischen verschiedenen Punkten angegeben sind. Nach fast zweieinhalbstündiger Wanderung schaue ich mir diese Entfernungen mal genauer an und stelle fest, dass ich noch über 3 km vor mir haben soll, was bedeuten würde, dass ich es bisher gerade mal geschafft habe, knappe 4,5 km zu wandern und noch mindestens eineinhalb Stunden für die restliche Strecke brauchen würde. So wie die Karte aussieht, habe ich tatsächlich noch einen großen Teil des Weges vor mir und beschließe vorsichtshalber, von hier aus den Weg durch das Innere der Insel zurück zum Fährhafen zu nehmen. Nach einer guten halben Stunde erreiche ich den Fährhafen und die Fähre – fast. Sie hat gerade abgelegt, so ein Mist. Aber der Kapitän und der einzige Fahrgast verständigen sich offenbar darauf, mich doch noch mitzunehmen, also kommt die Fähre dann doch wieder zur Anlegestelle zurück und ich hüpfe schnell mit herzlichem Dank an Bord.

Die Wanderung war schön, ich fühle mich behaglich müde und freue mich auf eine heiße Dusche. Pustekuchen. Als ich am Hotel ankomme, läuft an der Außenfassade das Wasser herunter. Hm, was ist denn hier los? Ich bin verwirrt. So viel geregnet hat es jetzt auch wieder nicht. In der Lobby dann ein Bild des Jammers. Links überall Schläuche, Pfützen, nasse Tücher, rechts aufgescheuchte Mitarbeiter. Während ich auf Newcastle Island war, durfte man sich hier im Hotel an einem Wasserrohrbruch erfreuen. Die Aufzüge funktionieren nicht, man muss das Treppenhaus nehmen. Zum Glück bin ich im vierten Stock untergebracht und nicht im zwölften, das schaffe ich also noch. Als ich dann ein paar Minuten später probehalber das Wasser aufdrehe, läuft eine gelbe Brühe aus dem Hahn. Also rufe ich an der Rezeption an, erkundige mich nach dem Stand der Dinge und erfahre, dass das Wasser erst seit kurzem wieder funktioniert. Ich soll es eine Weile laufen lassen. Das tue ich auch, aber richtig klar wird es immer noch nicht, und als ich es kurz abschalte, kommt anschließend wieder dieselbe gelbe Brühe heraus wie am Anfang. Ich bleibe erst mal ungeduscht.

Am Abend habe ich es dann doch geschafft, mich wieder in einen zivilisationstauglichen Zustand zu verwandeln, verlasse an Schläuchen und Handwerkern vorbei das Hotel und spaziere noch ein wenig durch den Hafen.












Nach dem Besuch im Hafen will ich in einem thailändischen Restaurant einkehren. Daraus wird dann aber ein Take away, denn es ist viertel nach acht und hier schließt man um halb neun. Andere Länder, andere Sitten. In Andalusien wurden wir im März blöd angeschaut, wenn wir vor halb neun ins Restaurant gekommen sind.  Egal, ich bin sowieso müde, nehme ein rotes Curry mit und esse im Zimmer zu Abend, bevor ich müde um viertel nach neun in die Kissen falle. Morgen will ich nach Ucluelet und unterwegs ein paar Wasserfälle und große Bäume sehen. Und vielleicht gibt’s ab morgen auch endlich sonniges Wetter.

Gute Nacht!

Michael

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #43 am: 14. Oktober 2015, 18:41:20 »
Das war doch (wieder) ein toller Tag. Murals finde ich faszinierend und der Mittagsimbiss wäre auch voll nach meinem Geschmack gewesen. :-)

Am Nachmittag dann eine ruhige Insel mit kooperativem Federvieh -  was braucht man mehr?

Gut, Du hattest wieder viel Wasser von oben, aber tröste Dich, im Hotel wäre es noch feuchter gewesen... ;D

Übrigens mag ich Deinen Schreib- bzw. Erzählstil sehr und das Bild mit dem Wasserflugzeug ist ne richtige Sehnsuchtsaufnahme. Das ist sehr charakteristisch für die Gegend dort. Danke für den Bericht vom Tag, ich freue mich schon auf den nächsten Tag! :-)
...nach der Reise ist vor der Reise...

Andrea

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Re: Vancouver Island Wet & Wild
« Antwort #44 am: 14. Oktober 2015, 22:34:33 »
Senior´s Drop-In Center? Echt jetzt? Sicher ist es eine Tagespflege, aber irgendwie klingt das für mich wie: Mit dem Rolli raus aus dem Auto und mit Schwung in die Halle geschubbst. Sollen die sich kümmern...  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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