Willkommen an Bord.
Ich hoffe, Ihr habt gute Schuhe dabei. Als Transportmittel gibt es Flugzeuge, die Metro in Shanghai, die eigenen Füße und ab und zu ein Taxi.
@Birgit: Die Kleiderfrage wird sich am Ende dann auflösen
@Ilona: Bei einer indischen Hochzeit hätten wir wahrscheinlich ein Schwein gefüllt oder ein Huhn, wenn es so etwas gibt.
Alles einsteigen, es geht los.
Leider gibt es vom Flug keine Bilder.
Anreise und Ankommen in Shanghai (Samstag, 26.9. und Sonntag, 27.9.2015)
Wie jede Reise beginnt auch diese mit Packen. Ein Koffer pro Person und Handgepäck. Und für mich noch eine kleine Tasche mit allem, was ich für eine Nacht brauche. Weil wir erst spät am Abend wieder in Friedrichshafen sein werden und meine Tochter nicht weit weg wohnt, werde ich am Schluss vielleicht noch bei ihr übernachten, wenn ich für eine längere Fahrt mit dem Auto zu müde bin.
Doch zuerst einmal heißt es morgens in aller Ruhe, mein Gepäck mit dem sonstigen Inhalt des Kofferraums zu vertauschen. Wenn ich die üblichen Klappkisten, Einkaufstaschen, Decken und sonstigen Kram, der sich im Lauf der Zeit im Kofferraum ansammelt, nicht zu Hause lasse, passt das Gepäck meiner Tochter und meines Schwiegersohns wohl nicht mehr rein. Nach dieser Aktion geht es erst einmal los zu meiner Tochter zum Mittagsimbiss, dann weiteres Gepäck fassen und zum Flughafen nach Friedrichshafen fahren.
Der Flughafen in Friedrichshafen ist wirklich schnuckelig klein. Der Check-In und die Handgepäck-Kontrolle dauern etwa 15 Minuten. Der Warteraum für alle hat im Vergleich zu anderen Flughäfen die Größe eines Wohnzimmers. Flugsteige oder Busse als Zubringer zum Flugzeug gibt es nicht; man geht einfach über das Rollfeld zum ganz in der Nähe parkenden "Hüpfer". Alles Handgepäck, das die Größe einer Aktentasche oder Wanderrucksacks überschreitet, muss vor dem Einsteigen auf einem Wagen abgelegt werden, damit es ebenfalls im Bauch des Fliegerchens verstaut werden kann. Zum Einsteigen wird eine Treppe mit geschätzt 12 Stufen (ich hab wirklich 2 mal vergessen, die Stufen zu zählen) ausgefahren, die man einfach hochklettert. Die Treppe ist so schmal, dass ein Sumoringer stecken bleiben würde. Für mich reicht sie gerade noch.
Der Blick ins Flugzeug: wie niedlich
Ein Mittelgang mit je 2 Sitzen auf jeder Seite. Für die Business-Class wird einfach der Vorhang umgesteckt; die Sitze sind im ganzen Flugzeug dieselben. Business-Class-Gäste haben im Unterschied zur Economy-Class einfach 2 Sitze pro Person und sie bekommen ein Getränk serviert. Alle anderen müssen die knapp 40 Minuten bis Frankfurt so auskommen.
In Frankfurt dann das andere Extrem, die A380-800 mit 2 Decks. Das untere Deck für Pemium Economy (8 Reihen mit 2-4-2 Bestuhlung) und für die Economy mit 3-4-3 Bestuhlung (35 Reihen), das obere Deck für First, Business und noch 5 Reihen Economy mit 2-4-2 Bestuhlung.
Wir hatten Freitag Abend noch auf der linken Seite außen von der letzten Reihe den Fenster- und den Gangplatz und von der vorletzten Reihe den Fensterplatz reserviert. Und die Erwartung wurde erfüllt. Das Flugzeug war nicht komplett ausgebucht; vorne war alles voll wie in der Sardinenbüchse, aber ganz hinten gab es noch freie Plätze und in beiden Reihen blieb tatsächlich der jeweils mittlere Platz frei.
Also war etwas Platz zum Ablegen der Sachen bei dem langen Flug.
Zum Flug selbst ist nicht viel zu sagen. Er ging pünktlich los, war sehr ruhig, war zwar 15 Minuten kürzer als erwartet, mit dadurch nur 10:30 Stunden trotzdem viiiiel zu lang. Als Abendessen gab es als deutsches Gericht Rind mit Kartoffel-Gemüse-Püree und als chinesisches Huhn mit schwarzer Bohnensoße und Reis. Salat und Kuchen als Nachtisch war auch dabei. Das Huhn war für Flugzeugessen ganz ordentlich und mein Schwiegersohn hat sich auch nicht negativ über das Rind geäußert.
Wie vertreibt man sich die lange Zeit im Flieger? Mit Schlafen/Dösen, Musik hören, das moderne Entertainment-System genau untersuchen, das Entertainment-System abstürzen lassen
(weil ich unbedingt ein Musikalbum anhören und gleichzeitig die Bord-Kamera beobachten muss), die Person am Gang durch Aufstehen nerven, genervt durch das Flugzeug tigern, usw. Meine Tochter hat ganz gut geschlafen; die Glückliche kann fast überall schlafen. Mein Schwiegersohn hat wohl nur kurz gedöst. Ich selbst habe immer wieder kurze Zeit geschlafen und sonst gedöst und mitgebrachte Musik gehört. Aber irgend wann war diese Tortur zu Ende und das Frühstück wurde serviert. An deutsches Frühstück haben der Kaffee und ein kleines weiches Brötchen mit Butter und Marmelade erinnert, sonst gab es noch ein Birnenkompott und dann entweder amerikanisches Frühstück bestehend aus Rührei mit Käse und Wedges oder chinesische Nudeln. Die Nudeln waren etwas weich und fade. Aber sonst fand ich das chinesische Frühstück eine schöne Einstimmung auf das, was noch alles kommen sollte.
Kurz vor der Landung wurde an alle nicht-chinesischen Fluggäste Einreiseformulare ausgeteilt, wie sie früher auch bei Flügen in die USA üblich waren. Überhaupt hat die ganze Einreise-Prozedur etwas an die in die USA erinnert: man tritt einzeln vor, reicht den Pass mit Visum sowie das ausgefüllte Einreiseformular der Beamtin oder dem Beamten, steht kurz still, damit ein Foto gemacht werden kann (gleichzeitig von vorne und von beiden Seiten), beantwortet eventuelle Fragen und darf rein ins Land.
Gleich nach Verlassen des Zollbereichs stürzen sich jede Menge selbsternannte Taxifahrer und Chauffeure auf die Europäer mit dem Ziel, diese bereits bei der Fahrt zum Hotel gründlich abzuzocken. Sie sind dabei aber nicht wirklich aufdringlich und suchen sich bei Kopfschütteln oder einfachem Ignorieren sofort das nächste Opfer. Meine Tochter war ja vor 10 Jahren schon einmal in Shanghai und hat sich damals immer mit der Metro fortbewegt. So war ihr dieses System schon bekannt und sie wurde schon vor der Reise zum "Transportmeister" bestimmt, der sich um die Wahl des passenden Transportmittels zu kümmern hat. Wie in jeder Großstadt ist auch in Shanghai der Schienenverkehr dem Straßenverkehr in Bezug auf Dauer, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit überlegen, so dass wir uns bereits im Vorfeld für die Metro als Transportmittel zum Hotel entschieden hatten.
Weil die Geldautomaten nur 100-Yen-Scheine ausspucken, die Metrofahrscheine aber extrem günstig sind (Kosten für eine Fahrkarte vom Flughafen Pudong in die Stadtmitte: 7 Yen) und die Automaten für solch geringe Beträge die großen Scheine logischerweise nicht akzeptieren, musste erst einmal einer der Scheine beim Service-Schalter in kleinere gewechselt werden. Und dann konnte die erste Fahrt mit der Metro starten.
Wo ist der Eingang? Aha, da sind Drehkreuze; die Karten werden einfach über einen Sensor gehalten, der das waagrechte Drehkreuz für eine Teildrehung freigibt, so dass eine Person passieren kann. Also muss das Gepäck erst durchgeschoben werden, bevor der Sensor aktiviert wird. Aber zuerst geht es durch eine Sicherheitskontrolle, bei der alles Gepäck einschließlich Handtaschen wie auf einem Flughafen geröntgt wird.
Sitzplätze sind wie in jedem öffentlichen Verkehrsmittel natürlich Mangelware. Aber wenn man am Anfang der Schlange zum Einsteigen steht und schnell genug ist, kann man durchaus einen Sitzplatz ergattern. Und wir haben Sitzplätze bekommen. Plötzlich meint meine Tochter, dass wir uns nicht wundern sollten, wenn alle ausstiegen sondern einfach ebenfalls aussteigen sollten. Des Rätsels Lösung: Die Metro zum Flughafen Pudong fährt nicht durch sondern ist zweigeteilt, so dass man immer umsteigen muss (am selben Bahnsteig, einfach das andere Gleis). Also sind alle raus und jeder hat versucht, den gegenüber stehenden Zug so schnell wie möglich zu erreichen (Stichwort: Sitzplatz). Dabei waren natürlich die Chinesen ohne Gepäck eindeutig im Vorteil. Wir hatten keine Lust, uns in einen bereits ziemlich vollen Zug zu quetschen und wollten uns einfach strategisch günstig für den nächsten Zug platzieren. Und dann die Überraschung: Zwischen 2 Zügen vom Flughafen fährt noch ein weiterer Zug, auf den natürlich fast niemand gewartet hat. Da gab es sogar bei der Abfahrt noch freie Sitzplätze, die sich aber an der nächsten Station bereits füllten.
Bis zur Station People´s Square ging die Fahrt dann noch. Die Stationen sind in den Wägen als Laufschrift in chinesisch und englisch angeschrieben, so dass alles einfach zu finden ist. Auch die Pläne sind in der Metro sind chinesisch und englisch beschriftet und die Ticket-Automaten lassen sich ebenfalls auf Englisch umstellen. Beim Umsteigen bzw. Suchen des richtigen Bahnsteigs gibt es in jeder Metro-Station wieder jede Menge Hilfen: Überall hängen Schilder mit den Nummern der Metro-Linien und den Ausgängen, wobei die Straßen in chinesisch und englisch angeschrieben sind. Zusätzlich sind die Metro-Linien noch in farbigen Pfeilen auf den Boden aufgemalt. Jede Metro-Linie hat ihre eigene Farbe, so dass man sich auch einfach an der Farbe orientieren kann, wenn man zu faul zum Lesen der Zahlen ist.
Endlich sind wir in der unserem Hotel am nächsten gelegene Station Dashijie angekommen und können den Ausgang suchen. Zuerst aber steht uns ein technisches Hindernis im Weg: Beim Verlassen des Bahnbereichs muss man wieder durch ein Drehkreuz, das durch Einschieben der Fahrkarte in einen Schlitz freigeschaltet wird. Der Ausgang, den meine Tochter nimmt, zieht die Karte nur halb ein und gibt sie nicht wieder frei. Und ich hab einfach gepennt und erst die Karte eingeschoben, dann den Koffer durchgeschoben und dabei das Drehkreuz bewegt. Somit waren wir beide ohne Fahrkarte in der Metro gefangen
und mein Schwiegersohn stand hilflos auf der anderen Seite. Glücklicherweise ist aber neben den Ausgängen der Service-Schalter, so dass uns die Dame nach kurzer Erklärung wohl für solche Fälle verfügbare Karten zum Einschieben gab und uns aus unserer Gefangenschaft befreite.
Jetzt mussten wir noch den besten Ausgang finden. Das war aber einfach; gibt es doch wieder zweisprachige Umgebungskarten, in die die Ausgänge mit Nummern eingezeichnet sind, so dass man nur noch dem richtigen Pfeil folgen muss.
Bis hier hin war die Situation noch ganz normal und könnte - bis auf die chinesischen Schriftzeichen und die Personen selbst - noch irgend wo in Europa sein. Beim ersten Tritt auf die Straßen von Shanghai dann der Schock: Der Lärm und die Menschenmenge in den engen Straßen, die Waren vor den Läden auf den Straßen, die geparkten Autos an den unmöglichsten Stellen übertreffen alles, was ich je in Italien oder Spanien erlebt habe und mir vorstellen konnte. Und da sollen wir durch mit dem Gepäck! Irgendwo hupt ständig irgend ein Gefährt und Verkehrsregeln kann ich erst einmal keine erkennen. Jeder fährt oder geht einfach genau dort, wo gerade Platz ist. Am gemeinsten sind die Elektroroller; die hört man nicht, bevor sie einen hupend aus dem Weg jagen. Meine Tochter erklärt später, dass man für Motorroller einen Führerschein und eine Zulassung braucht, für Elektroroller aber nicht. Somit ersetzen die Elektroroller häufig die Fahrräder und Verkehrsregeln werden nicht beachtet. Bei Ampeln darf man wohl regulär auch bei Rot rechts abbiegen und die Fußgänger, die gleichzeitig grün haben, müssen halt aufpassen. Schon auf dem Weg zum Hotel habe ich gelernt, dass man am Besten auch hinten und seitlich Augen hat, wenn man nicht angehupt oder gar angefahren werden will.
Endlich war das Hotel erreicht und diese erste Hürde "Nebenstraße in Shanghai" ohne Kratzer überwunden. Obwohl es erst 12 Uhr war, konnten wir bereits einchecken und die Wohnung im 12. Stock (von 26) beziehen. Hier mal der Blick aus dem Wohnzimmer in Richtung People´s Square.
Die schräge Straße vom unteren Bildrand führt zur Metrostation, die noch vor der zweiten Querstraße etwa im oberen Drittel ist.
Und noch weitere Ausblicke aus dem Wohnzimmer:
Diese Wohnung hat alle meine Erwartungen übertroffen: 2 Schlafzimmer, Bad, kleine Küche, riesiges Wohn-/Eßzimmer, Parkettboden, dunkle Holzmöbel (mit Glasplatten auf den Tischen und niedrigen Kommoden), bequemes Sofa und 2 bequeme Sessel, individuelle Klimaanlagen in den Schlafzimmern und im Wohnzimmer. In der Küche gab es einen Herd, Mikrowelle, Wasserkocher, Waschmaschine (?), 4 Tassen, 4 große Teller, 4 Kuchenteller, 4 Reisschalen, 4 x Stäbchen. Im Bad waren 3 Gläser. Im Wohnzimmer stand eine Kühl-Gefrier-Kombination. Da konnten wir es gut 1 Woche aushalten.
Nach dem Auspacken der Koffer ging meine Tochter in den direkt neben dem Hotel gelegenen kleinen Supermarkt für die ersten Einkäufe (Wasser, Cola, Saft) und dann berieten wir, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag noch anfangen wollten. Den offensichtlichen Jetlag meines Schwiegersohns ignorierten wir absichtlich; er durfte nicht am frühen Nachmittag schlafen gehen sondern musste noch bis etwa 20 Uhr durchhalten, was auch gelang.