Tag 1 Samstag 13. Juni 2015Nach einiger Aufregung am Vortag (der Wohnungsschlüssel war mir abends in der Tür abgebrochen, das Schloß mußte auf die Schnelle vom Schlüsselnotdienst getauscht werden
) habe ich nicht sonderlich gut geschlafen und mußte um 6 Uhr schon aufstehen, denn um viertel vor 8 mußten wir los. Die Bushaltestelle war wegen Strassenbauarbeiten verlegt worden, also schnell zu der anderen Buslinie die zwar zu einer anderen Haltestelle aber zur gleichen U-Bahnlinie fährt. Mit der U-Bahn gabs kein Problem, aber die Flughafen-S-Bahn blieb unterwegs mit einem Schaden liegen. Zum Glück stand bald eine Ersatzbahn am Gleis gegenüber und wir schafften es rechtzeitig zum Flughafen. Immer dieser Anreisestreß
Wir hatten einen Lufthansaflug nach Toulouse gebucht, da gibt es im Wartebereich am Münchner Flughafen kostenlos Kaffee und Tee. Nach 2 Cappucinos war ich wach. Das Bording war pünktlich und ihr kennt ja diese Durchsagen "Wir bitten zunächst unsere Gäste der Business Class...", da haben wir mal auf unsere Tickets geschaut in welcher Reihe wir eigentlich sitzen (nach der Business Class kommen in der Regel die letzten Reihen dran) und entdeckten zu unserer Überraschung dass auf dem Ticket "Business Class" steht. Ich weiß bis heute nicht wie wir zu diesem Ticket gekommen sind, bezahlt haben wir nur Holzklasse
hat vielleicht doch manchmal einen Vorteil wenn man seine Flüge nicht selber bucht sondern das dem Reisebüro überläßt. (Wir haben da ein Reisebüro dem wir immer eine Mail schreiben wenn wir einen Flug brauchen und da wir bisher immer festgestellt haben dass die Flüge keinen Cent billiger sind wenn wir selber buchen lassen wir das jetzt immer die Profis machen). So sind wir also als erste in die Maschine eingestiegen
das war eine kleine Maschine mit Zweierreihen. Der Platz neben mir (2A) blieb frei, Josef saß auf der anderen Seite eine Reihe weiter hinten. Als der Spruch kam "boarding completed" hat sich Josef neben mich gesetzt. Sofort kam eine Stewardess und meinte auf english dass der zweite Sitz for Your convenience frei bleibt. Ich habe dann auf deutsch geantwortet dass es meiner convenience mehr dient wenn mein Freund neben mir sitzt...
Der Flieger war voll besetzt, nur in der Business Class war immer nur ein Sitz pro Reihe belegt. Die Sitze waren genau die gleichen wie in der Holzklasse. Einen Unterschied gab es aber doch: uns wurde ein kleines Menü serviert, die anderen bekamen nur was zu trinken
Der Nizzasalat mit geräuchertem Tunfisch war wirklich erstklassig und die Nachspeise eine äußerst köstliche Creme, wir haben eine Zeitlang gerätselt nach was das schmeckt und haben dann auf dem Tablett eine Menukarte entdeckt: Bergamotte Creme brulée! Habe ich noch nie gegessen und wenn ich das in Zukunft mal auf einer Karte entdecke werde ich es sofort bestellen!
Nur die Getränke ließen zu wünschen übrig: es gab keinen Champagner, nur Winzersekt. Nee da sind wir lieber bei Kaffee geblieben.
In der Business Class saßen ein paar Businessmen die auf das Essen verzichtet haben. In der Folge konnten wir beobachten wie die Stewardessen erst die restlichen Bergamottecremes verspeist haben (ich hätte schon noch eine zweite gegessen wenn man sie mir angeboten hätte..) und dann ihr Essen aus den mitgebrachten Tupperdosen in Tüten geräumt haben und den Nizzasalat in ihre Boxen umgefüllt haben. Also wenn ich Stewardess wäre hätte ich das hinter dem Vorhang gemacht, aber die waren da ganz schmerzfrei. Zwei der Damen haben dann bestimmt 10 Minuten lang in normaler Lautstärke über die dritte die hinten in der Maschine am Bedienen war hergezogen. Da kann man echt mit dem Kopf schütteln. Schon interessant was man in der Business Class alles so mitbekommt von vorne. Die Piloten sind übrigens nicht negativ aufgefallen.
Die Flugzeit war nur eineinhalb Stunden, man hatte einen schönen Blick auf den Genfer See und die Berge. Nach der Landung stand ich dann eine ganze Weile in der Schlange vor der einzigen Damentoilette. Josefs Koffer kam als erster, meiner trotz Priority Schild irgendwann mit den anderen der Economy Class. War ja egal, ich stand eh noch an der Toilette an...
Anschließend waren am Europcar Schalter ein paar Kunden vor uns die in fließendem englisch bedient wurden, sieh einer an! Wir hatten ein Premium Car gebucht und bekamen einen Dacia Sandero (nix choice line wie in USA). Da haben wir erst etwas dumm geguckt aber Premium Car heißt eben nicht Premium Marke sondern ein Wagen mit maximal 15.000km und höchstens ein Jahr alt. Es war sogar ein Navi eingebaut aber wir haben doch lieber unser eigenes angestöpselt. Das Navi hat uns brav zu unserer ersten Unterkunft gelotst: Chambres d'Hotes Au Château, 1 Boulevard des Fossés de Raoul, 82210 Saint-Nicolas-de-la-Grave, gebucht wie alle anderen Unterkünfte in Folge auch über booking.com
Unterwegs haben wir an der Landstrasse an einem Supermarkt gehalten und Wein, sonstige Getränke, Äpfel und Knabberzeug gekauft. Und ein paar leckere Èclairs
Es war sonnig und warm und wir haben überlegt eine Kühltasche zu kaufen. Aber bekommt man in französischen Hotels Eis? Eher nicht, also haben wir auf die Kühltasche verzichtet.
Um zwanzig nach drei waren wir an der Unterkunft angekommen, dieses Gästehaus hat aber erst ab 16 Uhr geöffnet. Zum Ortszentrum waren es nur ein paar Meter und mir war nach einem Kaffee. Die Liste der Restaurants in diesem Örtchen war sehr überschaubar, im einzigen Cafe (gegenüber gabs noch eine Fastfood-Bude) haben wir uns hingesetzt.
angekommen
die Kamera war noch irgendwo eingepackt, die Fotos von heute sind mit dem iPhone geschossen, das hält man leichter schief als einen Fotoapparat, ich fürchte meine Bilder heute haben alle Schlagseite
Danach sind wir noch ein bischen durch den Ort gebummelt, das Wetter wurde langsam schlechter, Wolken zogen auf. Leider war für heute und die nächsten Tage Regen in der Gegend von Toulouse angesagt
hier standen wir vor dem Rathaus, ein ehemaliges Schloß
es hat nicht ganz aufs iPhone gepaßt
, hier der linke und rechte Seitenflügel des Schlosses
die Tür zum Rathaus stand offen, ich bin ja neugierig, drinnen sah es aber eher schlicht aus
die schönen Bäume vor dem Rathaus haben uns fasziniert vor allem die riesigen weißen Blüten:
diese Bäume sollten uns auf unserer Reise noch oft begegnen und wie wir später erfahren haben ist dies einen spezielle Art von Magnolien, in Deutschland bekommen die Magnolien erst Blüten (die auch viel kleiner sind) und wenn die Blüten verblüht sind kommen erst die Blätter, diese Art blüht das ganze Jahr über.
der Marktplatz:
eine perfekt restaurierte Ente, habe ich in Deutschland schon lange nicht mehr gesehen!
einige Häuser hätten mal eine Renovierung gebraucht
für unsere Unterkunft traf das nicht zu:
das nenne ich mal eine schicke Villa
das eigentliche erste Ziel für die Reise wäre Moissac gewesen, eine Stadt ein paar Kilometer weiter, da hatte Josef aber kein schönes Hotel gefunden, dies hier war wirklich eine gute Wahl! Die Besitzerin stammte aus dem Elsaß und sprach fließend deutsch. Die Villa hatten sie gekauft, den zweiten Stock zum Gästehaus umgebaut (unser Zimmer war oben rechts mit dem geöffneten Fenster), im ersten Stock wohnten sie mit der Familie.
der Eingangsbereich
hier lief ein riesenhafter Berner Sennenhund rum der am liebsten mit aufs Zimmer gekommen wäre. Gar nicht so einfach einen zentnerschweren Hund (eher 2 Zentner
) von der Tür wegzuschieben. Wir haben ihn aber ausgiebig gestreichelt, dann ließ er sich überreden
ein Wachhund war das definitiv nicht aber Leute mit Angst vor großen Hunden sind hier eher fehl am Platz. Später lief eine junge Katze im Galopp die Treppe rauf und runter, im ersten Stock standen Mehrschweinchen im Flur, die Familie ist definitiv tierlieb. Das hat uns auf Anhieb gut gefallen hier
unser Zimmer gefiel uns auch:
schön groß mit Wandschrank und einen Wasserkocher und Mineralwasserflaschen gab es auch.
der Blick in den Garten von unserem Zimmer aus:
als wir dann die Koffer ausgeladen haben, haben wir diesen Schaden am Kotflügel entdeckt:
also bei der Übernahme am Flughafen war der noch okay. Da muss uns wohl am Parkplatz des Supermarktes jemand reingefahren sein
wie gut dass wir immer das rundumsorglos-Paket buchen!
Man konnte hier Fahrräder ausleihen und Josef hatte ursprünglich noch eine Radtour nach Moissac geplant, es war aber ein Gewitter im Anzug, auf die Radtour haben wir lieber verzichtet. Statt dessen haben wir uns an den sehr schönen großen Pool hinter dem Haus gelegt (den ich leider vergessen habe zu fotografieren), Josef war auch noch im Wasser, mir war es schon zu kühl, es war nämlich schon ziemlich windig. Keine dreißig Minuten später fing es an zu donnern und zu regnen. Ich war müde nach der kurzen Nacht und habe mich noch etwas ins Bett gelegt.
Zum Abendessen waren wir im einzigen Lokal des Ortes "Cadillac", das nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet hat (wie schön dass heute Samstag ist
)
Es war ziemlich viel los hier und eine Wand war passend zum Namen des Lokals mit einem Cadillac bemalt:
nebendran war ein Schild zur Erläuterung: der Gründer der Stadt Detroit ist ein Graf Cadillac aus diesem Örtchen hier. So kam das amerikanische Auto zu seinem Namen. Ich sags ja: Reisen bildet
da heben wir quasi ein Stück Amerika gefunden!
Das Lokal war eine Kombination aus französischem Restaurant und italienischer Pizzeria. Josef blieb beim französischen Essen und bestellte das Menu zu 20 €. Ich hatte mehr Lust auf eine Calzone, die war mit 10 € sehr günstig. Josef hatte als Vorspeise einen riesigen salade au gésier von dem ich einen Teil gegessen habe. Er war wirklich köstlich. Schade dass man das in Deutschland überhaupt nicht bekommt. Ich gebe ja zu dass ich diesen Salat in Frankreich in einem früheren Urlaub mal auf gut Glück bestellt habe ohne zu wissen was das ist. Einen Salat mit Hühnermägen hätte ich wissentlich nie bestellt, dabei schmeckt das einfach köstlich! Ich schätze mal dass die Hühnermägen in Deutschland ins Katzenfutter wandern. Zur Hauptspeise bekam Josef eine Entenkeule mit einer Art Knoblauchpommes (kann man schwer beschreiben, war wirklich super!) und meine Calzone war riesig, zudem war die freie Tellerhälfte mit einem gemischten Salat bestückt. Das war eine Portion für Bauarbeiter. Der Rotwein hatte eine Goldmedaille (die er definitiv verdient hatte) und war mit 15 € überraschend günstig. Mit diesem Auftakt waren wir sehr zufrieden!
Es hatte die ganze Zeit geregnet, aber als wir das Lokal verließen nieselte es nur noch etwas. Wir machten noch einen Spaziergang aus dem Ort raus, da waren bald nur noch Felder und es war stockdunkel. Einige Häuser standen zum Verkauf. Um halb elf waren wir im Zimmer und wirklich müde und sind gleich ins Bett gegangen.