Tag 5: 28.06.2015, Bridgeport (Connecticut) - Lenox (Massachusetts)Der heutige Tag hat leider nicht so sehr viel zu bieten. Als wir am Morgen aus dem Fenster schauen, bietet sich das gleiche trübe Bild wie schon am Abend vorher, Nieselregen und verhangener Himmel. Zudem sind die Straßen leergefegt, denn es ist Sonntag.
Ein weiterer Nachteil des Hotels Holiday Inn (ohne "Express" hinten dran, obwohl das Logo dasselbe ist) besteht darin, dass es kein kostenloses Frühstück gibt und die einschlägigen Angebote im Restaurant (oder auch auf dem Zimmer) sind uns zu teuer. Also beschließen wir, erst einmal ohne Frühstück loszudüsen und fahren erst einmal aus Bridgeport heraus. Heute wollen wir als erstes ein Stück des sog.
Merrit Parkways fahren, das ist der Highway 15 etwas weiter im Landesinneren als die I95, aber auch parallel zur Küste. Dieser Parkway stellt eine Besonderheit dar, denn im Verlauf der Autobahn sind sehr viele kleine Brücken über die Autobahn gebaut und jede Brücke ist ein stilistisches Unikat (das war so gewollt). Da die Brücken zudem sehr niedrig sind (ich habe keine Ahnung, ob das nur Fußgängerbrücken sind oder für PKWs), sind dort auch keine höheren Fahrzeuge wie LKWs oder auch hohe RVs erlaubt.
Trotz dieses Verbots und trotz des schlechten Wetters und trotz des frühen Sonntag Vormittags ist es wieder einmal relativ voll auf der Bahn. Das ist wirklich nervig im Osten, der Verkehr ist nicht vergleichbar mit dem Verkehr im Westen, eigentlich ist in Küstennähe immer alles voll. Im Landesinneren wird es besser. In der Tat passieren wird ca. alle zwei Meilen eine anders gestaltete Brücke, aber da es auch die ganze Zeit regnet und man auf Autobahnen sowieso nicht anhalten kann, gibt es auch keine Fotos davon. Geht halt nicht.
Ungefähr auf Höhe von Stamford entscheiden wir, dass uns das nun ausreicht und wir verlassen den Highway. Erst einmal müssen wir endlich ein Frühstück zu uns nehmen und kehren im Subway ein. Außerdem nervt uns unser Mietwagen seit zwei Tagen, andauernd steht im Display "Please change engine oil soon". Ich bin mir zwar relativ sicher, dass das eine wenig bedeutsame "Maintenance" Meldung ist (also auf keinen Fall eine Warnung, dass zu wenig Öl vorhanden ist), aber Sylvia ist beunruhigt und hat Angst, wir könnten liegen bleiben. Die Navi weist uns darauf hin, dass es in ca. 10 Meilen Entfernung irgendeinen Flughafen gibt und dort eine ALAMO Rentalcar Station. Also unterbrechen wir unser Vergnügungsprogramm, das Wetter ist sowieso nicht besonders erbaulich und fahren zu dem ALAMO Laden.
Nach einer durchaus abenteuerlichen Fahrt durch ein Waldgebiet kommen wir tatsächlich an irgendeinem Regionalflughafen aus und befinden uns dort auch direkt bei den Rentalcars. Wir erkennen aber auch sofort, dass zwar die verschiedenen Anbieter vor Ort sind, aber insgesamt stehen nur relativ wenige Wagen dort herum und bei ALAMO steht nicht ein einziger SUV. Sollten wir den Wagen tauschen wollen, würde das sowieso noch schwierig werden. Endlich kümmert sich auch ein Mitarbeiter um uns, auf Grund unseres "Dialekts" hält er uns für Touristen aus Alabama (aha, ich spreche also so wie die Menschen in Alamabama, da war ich zwar noch nie, aber dann ist das schon mal geklärt....). Nach kurzer Diskussion und einem Hinweis von ihm, dass irgendein anderer Wagen auf dem Hof schon seit Monaten diese Meldung zeigt, ist er mit mir zusammen der Meinung, dass man sich keine Sorgen machen müsse. Sylvia beruhigt das zwar nur mäßig, aber auch sie erkennt, dass wir kaum adäquaten Ersatz bekommen können, also fahren wir unverrichteter Dinge wieder los, ich persönlich habe aber wirklich keinerlei Angst, dass das irgendetwas bedeutet. Letztendlich finde ich im Wartungsbuch einen Hinweis, dass man das Display einfach resetten kann, auch ohne Öl gewechselt zu haben. Das machen wir zwar nicht, aber alleine die Tatsache, dass das möglich ist, beruhigt Sylvia dann doch ein wenig.
Für den zweiten Teil des Tages haben wir geplant, wieder Richtung Norden zu fahren. Wir befinden uns jetzt schon relativ nahe an New York und da wir nicht in den Einzugsbereich dieser Großstadt kommen wollen, ist das heute der "Endpunkt" unserer Fahrt Richtung New York. Das Ziel für heute ist der kleine Ort Lenox in Masschusetts, willkürlich festgelegt, weil die Entfernung bis dahin gut machbar ist und weil wir insbesondere die Scenic Route 7 fahren wollen.
Inzwischen regnet es wenigstens nicht mehr und ungefähr auf halber Strecke, immer noch in Connecticut, taucht ein Hinweisschild auf den "Kent Falls State Park" - ah wie schön, ein Wasserfall, warum auch nicht. Wir folgen den Hinweisen und erreichen wenig später den Parkplatz. Es ist nicht viel los, auch wenn wir nicht alleine sind, aber das matschige Wetter hat wahrscheinlich viele Amerikaner von einem Ausflug abgehalten. Da es aber im Moment nicht regnet, bewaffnen wir uns mit unseren Kameras und ziehen los. Schon bald erreichen wir einen kleinen Bach und Sylvia baut ihr Stativ auf: Sylvia war immer schon von den Fotos fasziniert, wo fließende Gewässer so verschleiert dargestellt werden. Deswegen habe ich hier kurz vor dem Urlaub noch schnell einen Graufilter besorgt (mit Faktor 1000).
Nachdem Sylvia die Kamera aufgebaut und den Filter schon einmal draufgeschraubt hat, stellt sie überrascht fest, dass sie nichts durch den Sucher sehen kann. Tja, das muss ich dann wohl erst einmal erklären, wie das ganze überhaupt funktioniert und technisch zusammenhängt. Aber auch diese Hürde, die natürlich etwas zeitaufwändig ist, wird schließlich erfolgreich genommen und Sylvia produziert freudestrahlend ihr erstes "Schleierfoto" - nicht der Oberbrüller, aber brauchbar, fängt ja jeder mal klein an:

Dann bauen wir wieder ab und gehen weiter, jetzt muss der Wasserfall zeigen, was er kann. Nur wenige hundert Meter weiter erreichen wir die Kent Falls, gar nicht mal so häßlich und ich mache selbst schon mal ein Foto:

Sylvia baut indes wieder das Stativ auf, schraubt den Filter aber diesmal nicht vorher drauf (jetzt weiß sie ja, wie es richtig geht), aber nun rächt sich der Zeitverlust von gerade, noch bevor Sylvia eine Belichtungsmessung durchführen kann, fängt es wieder an zu regnen. So ein Pech! Wir selbst haben zwar vorbeugend unsere Regenjacken angezogen, aber da ich Angst um unsere Kameras habe, bauen wir alles zügig wieder ab und packen die Kameras ein, damit sie nicht naß werden. Der Regen wird eher heftiger als schwächer und wir beschließen, den Besuch zu beenden. So schnell wie möglich gehen wir zum Auto zurück und schmeißen alles "hinten rein" und fahren nach ein paar Warteminuten endgültig los, es soll nicht sein heute, aber es hat keinen Sinn, sich die Kameras zu ruinieren.
Eigentlich rechnen wir nicht mehr großartig damit, am heutigen Tag überhaupt noch irgendetwas besonderes zu sehen, obwohl die Strecke an sich durchaus sehr schön ist und wir auch durch viele schnuckelige sowie auch "wohlhabende" Orte kommen. Wir befinden uns hier im Gebiet von "Cornwall", eine eigentlich wirklich attraktive Gegend, wenn es nicht so regnen würde... Aber eine Überraschung wartet dann doch noch auf uns, es taucht ein Hinweis auf eine "Covered Bridge" auf - die gibt es nämlich auch zuhauf in New England und hier erreichen wir dann wenig später die durchaus relativ große
West Cornwall Covered Bridge, immer noch im Staat Connecticut. Immerhin unsere erste Covered Bridge des Urlaubs:


Natürlich durchfahren wir die Brücke und auf der anderen Seite befindet sich ein kleiner Ort, ein Hinweisschild weist den Namen "Sharon" aus. Sagt mir nichts, interessant ist hier einzig noch das erhaltene "Toll House", wahrscheinlich musste man früher ordentlich blechen, wenn man hier über den Fluss kommen wollte:

Wieso und warum diese Brücken überdacht sind, weiß ich nicht. Da man davor und dahinter wieder im Freien steht, erschließt sich mir nicht der Sinn dieses Aufwands. Vielleicht weiß es ja hier jemand.
Anschließend geht es wieder zurück auf die Route 7 (für die Brücke mussten wir einen Schlenker in Kauf nehmen) und jetzt fahren wir endgültig durch bis Lenox. Wir haben ein Zimmer im "Lenox Inn" reserviert, ein ausgesprochen preiswertes Motel direkt an Hauptstraße, aber trotz des sehr günstigen Preises sieht das Motel recht hübsch aus und auch das Zimmer ist durchaus liebevoll eingerichtet, natürlich nicht vergleichbar mit Hampton Inn oder Holiday Inn, aber absolut ausreichend und sauber. Der Inhaber scheint ein Inder zu sein, in der Rezeption empfängt uns jedenfalls ein köstlicher Duft verschiedenster Aromen.
Um neues Bier zu besorgen, fahren wir zum nächsten Liquor Store (den hatten wir schon gesehen), aber der doofe Laden hat geschlossen an Sonntagen. So ein Mist. Also ab zum nächsten Lebensmittelmarkt (irgendwie "Stop and Shop" oder so), der hat zwar eine gute Lebensmittelauswahl und auch eine gute Warmecke mit frisch zubereiteten Speisen - aber er hat kein Bier. Langsam nervts... An der Kasse fragen wir die Kassiererin, wo wir Bier her bekämen, sie verweist auf den Liquor Store aber ich erkläre ihr, dass der geschlossen ist. Dann nennt sie einen "Price Chopper" (wobei ich mehr "Price Shopper" verstehe) und erklärt uns die kurze Anfahrt. Tatsächlich finden wir dort wenig später einen wirklich opulenten Supermarkt und - Hallelujah! - dort gibt es endlich auch kaltes Bier. Immerhin, das ist jetzt die erste Supermarktkette, die wir hier kennen lernen. Die uns bekannten "Smiths", "Vons", "Safeway" und "City Market" usw. gibt es hier im Osten nicht. Also auf "Price Chopper" achten, im Verlauf des weiteren Urlaubs lernen wir noch mehr Supermärkte kennen, der anscheinend am meisten verbreitete Supermarkt mit Vollsortiment (inkl. Drogerie und Alkohol) ist der "Hannaford", den es hier in Lenox aber nicht gibt.
Also erst einmal zurück ins Zimmer, ein paar Bierchen zischen, ein wenig entspannen und dann wollen wir ja auch noch zu Abend essen. Es gibt hier wenige uns bekannte Kettenrestaurants, also fahren ein paar Meilen weit in den historischen Stadtkern von Lenox, dort soll es ein beliebtes Restaurant (eine Art Scheune oder so) geben. Das finden wir zwar, aber es ist brechend voll, selbst im Barbereich stehen die Leute sich auf den Füßen. Also wieder zurück Richtung Motel, auf dem Weg lagen auch ein paar Restaurants, aber überall das gleiche Schauspiel: hoffnungslos überfüllt, nichts zu machen. Nach der dritten Niete geben wir auf und beschließen, einfach wieder zum Stop and Shop zu fahren und dort die Lebensmitteltheke zu plündern. Dort bekommen wir dann endlich etwas eßbares, wir nehmen uns ein gegrilltes Hähnchen und ein paar Salate mit, legen schnell noch ein paar Pappteller und Plastikbestecke dazu und essen anschließend zum ersten Mal auf dem Zimmer. Schmeckt aber auch gut und ist im Endeffekt auch viel billiger als im Restaurant.
Ein zwar ereignisreicher, aber wenig fotogener Tag geht zu Ende und wir hoffen darauf, dass sich endlich das Wetter wieder verbessert.