Autor Thema: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit  (Gelesen 46541 mal)

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #45 am: 26. Juli 2015, 20:19:31 »
MI, 27.05.: Medias, ein Salzbergwerk und die Studentenstadt Cluj Napoca

Recht früh bin ich unterwegs nach Cluj Napoca. Der junge Rezeptionist ist begeistert, das sei eine tolle Studentenstadt. OK, also los, nichts wie hin zu Party und der Leichtigkeit des Lebens.

Unterwegs:



Eher aus Pflichtbewusstsein fahre ich noch kurz nach Medias (Mediasch) und erlebe die heutige Überraschung. Mich erwartet nach einer Anfahrt durch sozialistisches Grau eine allerliebste idyllische Kinderbuch-Altstadt, die sich irgendwie im Aufbruch zu befinden scheint. Die Phantasie schlägt Purzelbäume, welches Buch man hier wohl wieder verfilmen könnte, vielleicht die Feuerzangenbowle?

Vieles ist noch nicht renoviert oder nur wohl vor 20 Jahren notdürftig gestrichen, aber an mehreren Stellen wird geschuftet und gehämmert und gestrichen. Viel alte Substanz um einen kleinen Park, die übliche Kirchenburg und ein Lyceum herum lässt erahnen, wie alles hier mal aussehen könnte. Und angesichts des maroden Charmes der noch unsanierten Gebäude weiß ich nicht einmal, ob ich mir hier einen schnellen Fortschritt wünschen soll. Die Zeit scheint hier ganz langsam zu vergehen, und kaum ein Auto stört die morgendliche Ruhe.

Mir bleibt der Mund offen stehen, und ich erinnere mich daran, wie wir damals kurz nach der Wende damals noch halb legal auf der Rückfahrt von Berlin von der Transitstrecke abgefahren sind und irgendwann staunend mit halb offenen Mündern erst im maroden Rheinsberg und dann vor dem unasanierten Schweriner Schloss standen.



















Die Burg wird als Schulhof des Lyceums genutzt, Kinder toben hier oder tragen Körbe mit Schulmilch über den Hof. Dazwischen laufen einige Menschen mit professionellem Filmequipment herum. Es sieht nach einer Reportage aus.







Dieses Städtchen rührt mich irgendwie. Nach längerer Zeit als gedacht, die ich aber für gut investiert halte, geht es weiter.

Es beginnt immer mal zu regnen, aber das Wetter ist tapfer und beschert mir zumindest keinen Wolkenbruch.

Mir soll es egal sein, denn mein Ziel ist das Salzbergwerk bei Turda. Zwar hatte ich mir, nachdem ich mich letztes Jahr um diese Zeit in der Saline in Wieliczka fast lebendig begraben gefühlt habe, geschworen, diese Saline nicht zu besuchen, aber der Verweis im Reiseführer, dass man wegen der Temperaturen nach 1,5 Stunden wieder gehen sollte, lässt hoffen.

Eintritt 5 Euro,  Parken 1 Euro und los geht es, zunächst einige Stufen und durch einen unterirdischen Gang zum Aufzug. Man kann auch eine Treppe nehmen.



Unten erwartet mich auf zwei Etagen eine Art Freizeitpark. Man kann kegeln, Minigolf oder Tischtennis spielen, Riesenrad fahren und unten Boot fahren oder anderen von oben vom Balkon dabei zusehen. Eine lustige Idee, besonders bei Regen oder Hitze.

















Die letzte dreiviertel Stunde Fahrt nach Cluj Napoca vergeht schnell, sodass ich ziemlich früh am Nachmittag ins Hotel einchecken und in die Stadt marschieren kann. Diese allerdings ist eher enttäuschend, vielleicht auch nur wegen des immer schlechter werdenden Wetters. Die wenigen interessanten Gebäude sind schnell abgegrast. Eine ganze Weile verbringe ich aber in der orthodoxen Kirche, in der mich ein ähnliches Gefühl überkommt wie in dem einen oder anderen stillen indischen Tempel.

















Shopping ist hier nicht, zumindest nicht in der Innenstadt, und zum Fahren in das etwas abgelegene Shoppingcenter habe ich keine Lust, sodass ich mich in einem stylishen Café mit dem (wie fast überall vorhandenen) WIFi, natürlich kostenfrei, vergnüge.

Lohnenswerte Sehenswürdigkeit: Medias

Andrea

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #46 am: 26. Juli 2015, 21:00:35 »
Aus alten Salzstollen kann man also auch mehr machen als ein Atommüllendlager... Keine schlechte Idee. Als Kind war ich mal mit meinem Vater in Österreich in einem Salzbergwerk, da fand ich natürlich die Bimmelbahn am besten, mit der es durch den Stollen ging. Aber eigentlich sollte das eher Bildung sein, aber ich glaube, ich habe dem Bergwerksführer nicht wirklich zugehört.  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Paula

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #47 am: 26. Juli 2015, 23:13:13 »
Minigolf im Salzbergwerk ist ja echt verrückt  :)

Sag mal was war denn das für ein Plakat mit "Mein Kampf"? Könntest du das lesen (und verstehen)?
Viele Grüße Paula

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #48 am: 26. Juli 2015, 23:33:23 »
Ja, Andrea, unter Tage Riesenrad oder Boot fahren - nicht schlecht, oder?

Hier gibt es im Norden von Thüringen auch ein Salzbergwerk. Das besichtigt man, indem man in LKW da durch fährt auf der offenen Ladefläche. Die Fahrt runter dauert ewig, und es geht so weit runter, dass es da nicht einmal mehr kühl ist, sondern sogar schon wieder angenehme 20 Grad hat. Man kann da auch einen Festsaal mieten zum Feiern ;)

Paula, das hatte ich wegen "Mein Kampf" fotografiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Theaterstück mit dem Titel in Deutschland gespielt werden dürfte. Ich wollte eigentlich mal recherchieren oder wenigstens mal "Schwiegermama" fragen (die beim Theater ist), was es damit auf sich hat, habe es aber bisher nicht gemacht.

Andreas

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Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #50 am: 27. Juli 2015, 06:42:50 »
Danke schön, Andreas!

serendipity

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #51 am: 27. Juli 2015, 07:49:24 »
Beim Anblick von Medias kommen Erinnerungen an Olomouc (Olmütz/Tchechien) auf - kurz nach der Wende. Heute ist die Innenstadt perfekt restauriert. Das sieht auch schön aus, aber es fehlt der morbide Charme.

Riesenrad im Salzbergwerk?  :o Skurril.

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #52 am: 27. Juli 2015, 20:02:04 »
Ja, Gabi, erschwingliche Skurrilität am Wegesrand und ganz lustig mal zu sehen. Wenn man sich nicht länger aufhalten will, mal ganz nett.

Ansonsten bin ich kein Bergwerk- und Höhlenfan. Ich erwarte da immer wahnsinnig viel und bin dann doch nicht beeindruckt, aber die Idee eines unterirdischen Freizeitparks fand ich einfach lustig.

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #53 am: 27. Juli 2015, 20:20:46 »
DO, 28.05. Scarisoara Eishöhle, Alba Iulia und Sibiu

Ich stehe heute früh auf, denn es liegt wieder ein ganz schöner Ritt vor mir. Ich möchte die Eishöhle Scarisoara besuchen, einen unterirdischen Gletscher mit 7500 qm und etwa 20 Meter dickem 3500 Jahre altem Eis.

Ich komme aber wieder mal supergut durch, nix los, die Straße ist prima, und auch das Wetter scheint beschlossen zu haben sich ab heute wieder besser zu benehmen. Zumindest windet und regnet es nicht und die Temperaturen pendeln sich mit Mühe und Not im zweistelligen Bereich ein.

Es geht durch teilweise richtig gebirgiges Gebiet meistens an einem Fluss entlang. Meistens liegt der links, zwischendurch aber auch mal rechts. Keine Ahnung, wie der das gemacht hat die Seite zu wechseln...













Heute ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal im Leben einen Hitchhiker mitnehme. Per Anhalter zu fahren ist hier nicht unüblich, zu selten fahren Busse überall hin und zu wenige Menschen sind stolze Besitzer eines Autos. Und so stehen alte und junge Leute allein, als Paar oder auch als Familie mit Kind immer wieder am Straßenrand.

Und obwohl ich das normalerweise in Deutschland nicht tun würde, halte ich an, nämlich für eine sicher 80 Jahre alte Babuschka mit Einkaufstasche. Diese steht in der Einsamkeit und will den Berg hoch. Ich fahre sie bis in ihr Dorf, und sie will mich wohl für die Fahrt bezahlen aber das kommt ja nun gar nicht infrage für mich - und sie hat sich gefreut!

Ich fahre die letzten Kilometer bis Garda de Sus und von dort nach Ghetari und habe nur noch 10 Minuten Fußweg vor mir. Das schaffen rumänische Muttchen in Schläppchen, man kann hier im Gebiet aber auch richtig wandern gehen. Übrigens sind es knapp 3 Stunden Fahrt in rumänischer Fahrweise von Cluj bis hierher.

Ach ja, und ähnlich wie am Mud Volcano gibt es auch hier im kleinen Rahmen touristische Infrastruktur: Die Straße ist seit 2013 asphaltiert, Dorfbewohner vermieten Parkplätze und Stellplätze für WoMos, am Zugang backt eine Frau im Wohnwagen Teigfladen, ganz lecker so 5 Stunden nach dem Frühstück. Also ist alles da, was man braucht, sogar ein Souvenirstand.

Das letzte Wegstück:











Zur Höhle selbst geht man eine Eisenstiege hinab, ziemlich tief und dann kann man in einem Areal von etwa 100 x 80 Metern auf einem Holzsteg eine Runde drehen.. Der Höhlenaufpasser ist nett und erzählt etwas von einer Führung in 10 Minuten. Keine Ahnung, ob es unzulässig war, aber ich möchte nicht mit 10 palavernden Rumänen in die Höhle und schleiche mich mit einem Vorsprung von etwa 9,5 Minuten davon. Gut so, und der Höhlenaufpasser nimmt es mir nicht übel...

















Alba lulia ist nun noch vielleicht 2,5 Fahrstunden entfernt, dort brauche ich eine Pause und spaziere dazu über die tip top sanierte Burganlage, wo vor fast 100 Jahren Siebenbürgen sich Rumänien anschloss.







Wieder einmal finde ich die orthodoxe Kirche besonders schön.



Mich drängt es weiter nach Sibiu. Ich bin von der Kurverei ziemlich KO, auch wenn es deutlich weniger nervig ist als befürchtet.

Ich fürchte, es werden nochmals anstrengende 2 Stunden Fahrt inklusive Suche nach Parkplatz und Hotel. Doch dank der inzwischen fast durchgehenden Autobahn, dank Navi und da ich mir die Lage des Hotels oder eher Pension (Huet Residence) ungefähr eingeprägt habe, geht alles inklusive Parkplatzsuche schnell.

Ich bin richtig KO und ruhe mich erst einmal aus. Abends gibt es nur noch eine kurze Orientierungsrunde und die Qual der Wahl hinsichtlich eines Lokals für das Abendessen.

Lohnenswerte Sehenswürdigkeiten: Eishöhle Scarisoara, Altstadt Sibiu

nordlicht

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #54 am: 27. Juli 2015, 20:34:59 »
Die Eishöhle wäre auch was für mich. Sowas kenn ich nur in viel kleiner. Das ist ja riesig!

Andrea

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #55 am: 27. Juli 2015, 22:18:01 »
Die Höhle finde ich auch klasse - ich glaube, ich muss unbedingt mal hier die eine oder andere Höhle besichtigen. Irgendwie ist das immer an mir vorbei gegangen und so ist die einzige Höhle, in der ich war, die Smoo Cave in Nordschottland. Dabei gibt es, soweit ich weiß, im Harz eine Tropfsteinhöhle. Die haben andere mit der Schule besucht, aber ich leider nicht. Ich mag soetwas  ;D
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #56 am: 28. Juli 2015, 00:15:24 »
So schöne bunte alte Häuser und jetzt auch noch Höhlen - die Gegend gefällt mir immer besser  :)

Es gibt noch viel zu entdecken in Europa
Liebe Grüße
Susan

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #57 am: 28. Juli 2015, 06:58:29 »
Moin Susan,

wer weiß, vielleicht gibt es den nächsten Reisebericht von dir?

Paula

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #58 am: 28. Juli 2015, 08:55:49 »
mit der Eishöhle könnte ich meinen Freund auch locken. Ging es da eigentlich noch tiefer rein? Hast du Bilder nur am Anfang gemacht wo es noch heller war?
Viele Grüße Paula

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #59 am: 28. Juli 2015, 12:19:48 »
Es geht noch tiefer hinein, aber da dürfen wir Normalsterblichen nicht hin, vielleicht wegen des Ungeheuers, das da leben soll - oder vielleicht doh nur, weil es zu gefährlich ist, sodass nur Wissenschaftler rein dürfen.

Wie geschrieben. Die Höhle und der Steg darin gehen etwa 100 Meter tief in die Höhle hinein.