Montag 7. Juli 2014Heute Nacht bin ich vor Schreck durch einen Alptraum wach geworden. Diesen Traum habe ich seit Ende meiner Studienzeit immer wieder mal manchmal wobei das letzte Mal schon ein paar Jahre her sein muss. Ich träume dann dass ich die ganze Studienzeit verbummelt habe, keinerlei Prüfungen gemacht habe und nun am Ende der Studienzeit ohne Abschluß dastehe. Das erste Mal hatte ich den Traum nach Abgabe meiner Diplomarbeit als ich im wohlverdienten Urlaub in Israel war. Ich bin damals total schockiert wachgeworden und habe (bilde ich mir ein) eine halbe Stunde gebraucht bis ich wieder in der Realität war und bemerkt habe dass das ja nur ein Traum und völlig falsch war.
Ich kann mir das gar nicht erklären, ich war eine ganz normale Studentin und habe brav alle Prüfungen gemacht (okay ich habe nicht alle im ersten Versuch bestanden, aber das erging anderen genau so). Und meinen Abschluß habe ich mit Note 1 gemacht. Wie komme ich nur auf so einen Traum? Und warum habe ich den Traum fast 20 Jahre später immer noch? Und noch dazu im Urlaub? Ich bin dann zum Glück wieder eingeschlafen. Morgens als ich wachgeworden bin hatte ich Rückenschmerzen, die Matratze war zu hart. Ich bin freiwillig als erste ins Bad gegangen.
Der Blick vom Balkon zeigt heute strahlendes Sommerwetter:
Da haben wir aber Glück denn heute wollen wir wandern gehen!
Kurz nach halb 9 sind wir die ersten Gäste im Frühstücksraum der gerade erst bestückt wird. Schinken, Salami, frischer Obstsalat, Eier zum Selberkochen, diverse Brotsorten, das paßt. Es sind nur 3 Tische gedeckt, und außer uns kommt niemand zum Frühstück. Um viertel vor 10 wandern wir los auf dem Weg 17 „Auf dem Felsenweg durchs Müllertal“ des Rother Wanderführers "Luxemburg, Saarland"
vor dem Hotel laufen wir los:
Hinterm Hotel führt die Strasse den Hang hinauf in den Wald
Zuerst geht es zur Heringerburg, Burg ist etwas übertrieben, es sind minimale Mauerreste auf einem Solitärfelsen.
Dann führt der Weg zunächst zurück zum Ort, das zweite Hotel Hotel ist wegen Krankheit geschlossen. Und das Restaurant Heringermühle ist Montags geschlossen, also werden wir heute Abend wieder im Hotelrestaurant speisen, denn mehr gibt der Ort Müllerthal nicht her. Es geht am Bach entlang an einem Campingplatz vorbei wieder in den Wald, dann kommen wir an den größten Wasserfall Luxemburgs, Kapellmeister: nen Tusch!
Die Höhe beträgt etwa einen Meter
Da beginnt dann der eigentliche Wanderweg durch die "Luxemburger Schweiz"
Die Felsen werden höher und es geht ständig rauf und runter
Und nun wird es wirklich spektakulär, der Weg geht durch Felsspalten:
die Spalten werden immer enger, wir sind schwer begeistert! Das ist ein richtiger Canyon und wenn die Felsen nun noch rot wären könnte man glatt meinen man sei in USA
hier kommt man wieder raus. Dick sollte man nicht sein wenn man hier wandern will
Und kaum ist man aus diesem Canyon raus geht es auch schon wieder in den nächsten:
Seht ihr die blaue Markierung? Darauf steht der Name: dieser Canyon heißt Eulenburg, hier geht es über Treppen steil nach oben.
oben angekommen geht eine Brücke über den Spalt, da geht es bestimmt 20 Meter nach unten. Hier sieht man erst wie hoch die Wände sind. Einfach klasse hier!
dann geht es weiter bergab und bergauf an den wunderlichsten Felsen vorbei, dieser hier sieht doch aus wie ein Gesicht im Profil:
nach einer Weile führt der Weg wieder in einen Canyon, dieser heißt Goldfralay
man glaubt es kaum, hier sind die Spalten noch enger!
an der engsten Stelle müssen wir die Rucksäcke abnehmen und uns längs durch den Spalt schieben, er ist hier weniger als schulterbreit!
die Wände sind hier leuchtend grün mit Moos bewachsen, also das ist nun wirklich genauso schön wie rote Felsen!
der Weg wird etwas breiter und führt nach oben.
Oben angekommen sind mehrere Brücken von denen man in den Canyon runter schauen kann, beeindruckend!
Und wie ich hier so angestrengt nach unten gucke merke ich dass am Boden was raschelt. Hüpft da doch ein winziger Frosch, ach ist der süß
. Er ist noch so klein, dass seine Sprünge nicht weiter als 3 Zentimeter gehen, er ist leicht zu fangen:
küssen hab ich mich nicht getraut, womöglich hätte ich ihn verschluckt
es geht noch ein Stück weiter durch den Wald und an Felsen vorbei bis wir an einer Strasse ankommen
wir waren jetzt schon über drei Stunden unterwegs und hatten Hunger, ein Eiscafe oder so wäre auch nicht zu verachten. Dieses Café was man in einiger Entfernung sehen konnte war leider verlassen. Ghost Towns gibt es also auch in Luxemburg, die beiden Häuser gegenüber waren auch am verfallen
im ehemaligen Pool wuchsen wunderschöne Seerosen:
hier haben wir uns hingesetzt und die mitgebrachten Äpfel gegessen, besser als gar nix. Es ging dann wieder in den Wald steil nach oben und nach wenigen Minuten waren wir an einem Campingplatz angelangt. Na hier sollte es doch ein Cafe geben! Es gab sogar einen Diner, nur leider hatte der Montags Ruhetag
Zum Glück war der Campingplatz nur ein paar Hundert Meter vom Ort Consdorf entfernt, dort hatten zwar Café und Ortskneipe Montags auch Ruhetag, aber ein asiatisches Lokal hatte geöffnet. Also Reis statt Pommes und Café gab es auch!
Frisch gestärkt ging es wieder zurück zum Campingplatz und auf den Weg zurück der nun zunächst steil nach unten führte. Und wieder ging es an fetten Felsen vorbei oder drunter durch
dieser Felsenüberhang heißt Schelmenlay:
ab hier waren die Felsen dann stark löchrig, mit Licht und Schatten durch die Bäume sah das sehr schön aus
es kamen dann noch ein paar kleine Spalten die wir sonst bestimmt fotografiert und bewundert hätten aber im Vergleich zu den Canyons vorher... man gewöhnt sich schnell an Highlights
langsam kam die Zivilisation zurück, nach diesem schönen Bauernhaus kamen wir bald am Parkplatz unseres Hotels aus dem Wald heraus.
Kurz vor 5 Uhr waren wir zurück. Laut Beschreibung im Wanderführer beträgt der Höhenunterschied 100 Meter, aber laut Garmin sind wir 700 Höhenmeter gegangen und 20 km gelaufen!!! Und von viereinhalb Stunden kann wirklich keine Rede sein, wie waren sechseinhalb Stunden unterwegs!
Wirklich begeistert aber total müde haben wir uns auf unseren sonnigen Balkon gehockt und Kaffee getrunken, danach habe ich meine müden Glieder gebadet, wie gut dass unser Zimmer eine Wanne hat.
Zum Abendessen haben wir uns einen Aperitif an der Bar gegönnt, auch weil nur hier WLAN fehlerfrei funktionierte, im Zimmer gings gar nicht, im Restaurant auch nur langsam.
Das Essen war wieder vorzüglich: salade aux gésiers (das bekommt man überhaupt nur in Frankreich) und als Nachspeise eine tarte apricots, lauwarm, zum reinsetzten! Einfach nur köstlich!
Dass es in Frankreich Arbeitslose gibt ist eigentlich Verschwendung. Die sollten eine Ausbildung als Koch machen und nach Deutschland kommen (und nach Belgien und Holland, nirgends war das Essen auch nur annähernd so gut). Die Inhaberin (eine Luxemburgerin) hat sich sehr gefreut dass es uns so gut schmeckt, der französische Koch ist ihr Ehemann. Diesmal war noch ein Paar aus dem Ort im Lokal. Würde ich in Müllerthal wohnen, hier wäre ich Stammgast!