Autor Thema: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020  (Gelesen 33966 mal)

Christina

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #30 am: 16. Februar 2021, 18:03:16 »
Tolle Wanderung.
Am Königsstuhl konnte man früher auch eine Treppe zum Wasser runter gehen. Aber ich glaube, die ist auch seit einiger Zeit wwgen der Abbruchgefahr gesperrt. Zu dem Parkplatz führt von dort aus auch ein schöner Wanderweg durch tollen Buchenwald.

Genau, die Treppe am Königsstuhl ist gesperrt. Schon sehr schade, was da so alles im Laufe der Jahre wegbrach und wohl weiterhin wegbrechen wird, aber so ist die Natur eben.


LG Christina

Christina

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #31 am: 17. Februar 2021, 18:06:26 »
5. Tag – Dienstag, 22.09.

Heute geht es auf die zweite Insel des Urlaubs, nach Hiddensee. Hiddensee liegt westlich von Rügen, ist nur per Schiff erreichbar, autofrei und wesentlich kleiner als Rügen (18,6 km²zu 926 km²). Bekannt wurde Hiddensee um die Jahrhundertwende zum 20. Jh als Künstler-Insel, Schriftsteller, Maler, Schauspieler usw. hielten sich mal kürzer, mal länger dort auf (z.B. Gerhart Hauptmann, Franz Kafka, Bertolt Brecht, Thomas Mann, Max und Käthe Kruse, Asta Nielsen, August Macke, Albert Einstein).

Um 7.30 Uhr breche ich auf, die Fähre legt in Schaprode ab, das 45 km von Sellin entfernt ist. Gegen 8.20 Uhr erreiche ich Schaprode bzw. den großen Parkplatz am Ortsrand auf den alle Hiddensee Ausflügler gelotst werden. Für 3,50 EUR darf man den ganzen Tag bis 22 Uhr auf der zum Parkplatz umfunktionierten Wiese stehen bleiben. Ich ziehe meine Wanderschuhe an, nehme meinen Rucksack und gehe zum ca. 2 km entfernten Hafen (es fährt auch ein kostenpflichtiger Shuttlebus). Dort kaufe ich mein Fährticket (EUR 20,90 hin und zurück) für die 8.45 Uhr Fähre hin und 15.30 Uhr Fähre zurück. Leider muss ich mich jetzt schon auf eine Uhrzeit für die Rückfahrt festlegen, 15.30 Uhr oder danach die letzte Fähre 17.30 Uhr stehen zur Wahl. Das eine ist mir eigentlich zu früh, das andere zu spät, na ja, jetzt muss ich mit 15.30 Uhr leben. Während ich darauf warte, dass man auf die Fähre gehen kann, schaue ich mir nochmal die geplanten Wanderungen an und beschließe, diese etwas abzukürzen, ich möchte weder die Fähre verpassen, noch mich beim Wandern hetzen lassen.

Als dann das „boarding“ beginnt, bin ich doch etwas entsetzt, Corona Maßnahmen gibt es abgesehen von einer Maskenpflicht keine, das Schiff ist so voll, dass man dicht an dicht steht, so wie in den Öffis zur morgen-oder abendlichen Rushhour (vor Corona). Erstaunlicherweise gibt es Leute, die trotz des schönen Wetters und trotz Corona lieber innen sitzen, ich bekomme gerade noch so einen Platz direkt an der Reling, so dass ich mir die schöne, friedliche Boddengewässerumgebung während der Fahrt anschauen kann.






Gegen halb zehn Uhr legt das Schiff im Hauptort Vitte an.


Ich nutze die Toiletten im Hafen und gehe dann noch in ein Café/Bäckerei/Hofladen, wo ich mir zwei große dort gebackene Brötchen zum Mitnehmen als Mittagsproviant mit Käse und Wurst belegen lasse. Hier gibt es auch viele Spezialitäten von Hiddensee und Rügen, den ganzen Tag im Rucksack mit mir rumtragen möchte ich das aber nicht, daher bleibt es bei den Brötchen.

Auf dem Deichweg wandere ich jetzt an der Ostseite der Insel entlang von Vitte nördlich in den nächsten Ort Kloster. Von den Menschenmassen auf dem Schiff ist hier glücklicherweise nichts mehr zu spüren, nur hin und wieder überholen mich ein paar Radler oder begegne ich ein paar Wanderern. Am Ortsrand von Vitte komme ich am „Karusel“ vorbei, das halbrunde, blauweiße Haus war in den 1920iger Jahren das Sommerhaus der dänischen Schauspielerin Asta Nielsen, die viele Sommer hier verbrachte. Das Haus gehört heute der Gemeinde, es wird als Museum, Veranstaltungsort und Standesamt genutzt. Sehr gerne hätte ich mir das Museum angeschaut, aber wandern und Museum ist bei einem Tagesbesuch zeitlich nicht machbar.



Nach ungefähr 30 Minuten erreiche ich den Hafen Kloster mit dem markanten Hotelbau Hitthim.


Meine Wanderung führt mich weiter in Richtung Norden und weiterhin auf der Ostseite der Insel entlang. Kurz hinter Kloster durchquere ich das Dörfchen Grieben und kann erste Blicke auf den Leuchtturm an der Westküste werfen.



Bald erreiche ich das nordöstliche Ende der Insel, Enddorn genannt. Von hier zweigen zwei schmale Landzungen nach Süden ab, eine davon ist Naturschutzgebiet, die andere könnte man bis zu ihrem Ende erwandern, wegen meines fixen Fährtermins lasse ich diesen Abstecher aus und gehe direkt zum Enddorn. Hier am schönen Kiesstrand am Hochufer mache ich ein Weilchen Pause. Das wäre ein Ort, an dem man mit baden, lesen, Steine sammeln einige sonnige Stunden wunderbar verbringen könnte.



Ich wandere weiter nun in westliche Richtung durch die Hügellandschaft,


den Leuchtturm fast immer im Blick.

Bevor ich diesen erreiche, geht es aber steil bergauf, das Hochufer ist hier an der Westküste deutlich höher als eben noch am Enddorn. Jetzt ist es Mittag und ich lasse mir meine Brötchen mit Blick aufs Wasser schmecken.



Vom Hochufer geht es wieder bergab und dann nochmal steil bergauf zum Leuchtturm auf dem Dornbusch, es ist inzwischen ziemlich heiß und der Weg durch Sand und über Treppen recht schweißtreibend. Wie zu erwarten ist es hier mit der Ruhe vorbei, es hält sich erstaunlicherweise aber in Grenzen und ganz unerwartet muss ich für den Aufstieg zum Leuchtturm (EUR 3) nicht anstehen (und er ist zum Glück trotz Corona, anders als der Schlossturm vorgestern, geöffnet). Der Leuchtturm steht auf dem 72 m hohen Bakenberg, wurde 1887/88 erbaut und ist 28 Meter hoch.

Nach 102 Stufen erreiche ich die Aussichtsplattform in 20 m Höhe. Leider ist die Luft heute sehr diesig, bei idealen Verhältnissen könnte man die dänische Küste sehen – der Rundumblick ist aber dennoch schön:


man kann Wiek und Dranske mit dem Wieker Bodden auf Rügen sehen




und in südliche Richtung liegt ganz Hiddensee vor mir.


Vom Leuchtturm geht es zunächst in der Sonne bergab, dann gibt es zum Glück ein bisschen Schatten in einem Wäldchen. Darin liegt ganz idyllisch die (seit 1906 bestehende) Ausflugsgaststätte „Zum Klausner“, auf dem Gelände gibt es mehrere kleine Gebäude, darunter auch das vom Maler Max Kaus in den Sommermonaten 1920-22 genutzte, heute als Ferienhaus vermietete, Haus Klaus.


Wieder in der Sonne geht es dann vollends hinunter nach Kloster. Im kleinen Supermarkt kaufe ich Wasser und ein großes Cornetto Eis.

Eisschleckend bummle ich durch Kloster und komme dabei am Gerhart-Hauptmann-Haus vorbei. Der Schriftsteller verbrachte ab 1916 fast jeden Sommer auf Hiddensee, ab 1926 in diesem Haus, das er 1930 kaufte. Auf dem Friedhof in Kloster wurde Hauptmann 1946 auch beerdigt. Das Haus ist heute Museum und Veranstaltungsort. Sehr gerne würde ich mir das Museum anschauen, aber zum zeitlichen Druck kommt noch, dass ich total verschwitzt bin, staubige Wanderschuhe und Rucksack trage, alles nicht so ideal für einen Museumbesuch.

Kloster endet direkt am Weststrand, an dem ich nun nach Süden, zurück nach Vitte spaziere. Anfangs sind an der Wasserlinie große Steine aufgeschüttet, wohl zum Schutz der Dünen vor der Ostsee, später kann man direkt am Wasser entlanggehen, jetzt kann ich die Schuhe ausziehen und barfuß weitergehen, das tut gut.

Für einige Zeit setze ich mich auf einen Stamm einer der vielen Buhnen und lasse die Füße ins Wasser baumeln – herrlich erfrischend.



Gegen halb drei bin ich wieder in Vitte (eine halbe Stunde hätte ich also für ein Museum Zeit gehabt), bummle noch etwas herum und warte dann auf das boarding der Fähre.

Die ist genauso übervoll wie auf der Hinfahrt, aber ich ergattere wieder einen Stehplatz an der Reling.

Die Insel hat mir sehr gut gefallen (wobei ich nur die nördliche Hälfte gesehen habe), ideal wäre es ein paar Nächte dort zu verbringen, so dass man in Ruhe Museen, Ortschaften und die Landschaft genießen kann – irgendwann vielleicht.

Gegen 17.30 Uhr bin ich nach einer guten Stunde Autofahrt zurück in Sellin. Nach dem Abendessen auf meiner Terrasse gehe ich noch zum Edeka und als Abschluss dieses schönen Tages zur Seebrücke – dort gibt es heute Abend ein wunderbar kitschiges Pastell-Licht.




Wetter: sonnig, ca. 24° C
Wanderung: Rother Wanderungen Nr. 11, 5,6 km, 0 Höhenmeter und Nr. 12 (ohne Abstecher zum Altbessin), ca. 8,3 km, 100 Höhenmeter


LG Christina

Ilona

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #32 am: 18. Februar 2021, 09:12:15 »
Zitat
und als Abschluss dieses schönen Tages zur Seebrücke – dort gibt es heute Abend ein wunderbar kitschiges Pastell-Licht.

 :beifall: Da hast du die blaue ähm pinke Stunde super erwischt.

Hiddensee gefällt mir sehr gut. Die Insel würde ich nach deiner Vorstellung auch unter die Füße nehmen.
Liebe Grüße

Ilona

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Silke

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #33 am: 18. Februar 2021, 11:34:07 »
Ich nehme mir seit vielen Jahren vor, endlich mal wieder nach Hiddensee zu fahren, schaffen wir irgendwie nicht, weil wir oft mit den Motorrädern auf Rügen sind.
Als Kind war ich da öfter von Stralsund aus, wo meine Oma lebte. Da musste man zu DDR Zeiten lange vorher Karten für das Schiff besorgen.

Silvia

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #34 am: 18. Februar 2021, 17:05:18 »
Hiddensee ist mir damals komplett entgangen   :verlegen:   .... wie schön das ich jetzt die Insel virtuell erleben durfte  :thumb:

Christina

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #35 am: 18. Februar 2021, 17:58:14 »

Hiddensee gefällt mir sehr gut. Die Insel würde ich nach deiner Vorstellung auch unter die Füße nehmen.

Bei deiner Abneigung gegen Bäume ;D würde es dir dort sicher gefallen, denn anders als auf Rügen ist Wald dort eher die Ausnahme.

Als Kind war ich da öfter von Stralsund aus, wo meine Oma lebte. Da musste man zu DDR Zeiten lange vorher Karten für das Schiff besorgen.
Da war es dann nichts mit "heute ist gutes Wetter, machen wir einen Ausflug nach Hiddensee".

Hiddensee ist mir damals komplett entgangen   :verlegen:   .... wie schön das ich jetzt die Insel virtuell erleben durfte  :thumb:

Ich hatte deinen Bericht vor meiner Reise auch angeschaut, ich meine, du warst nicht sehr lange auf Rügen, bei weniger Zeit hätte ich wahrscheinlich auch auf Hiddensee verzichtet.


LG Christina

Susan

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #36 am: 18. Februar 2021, 21:59:34 »
Volle Fähren bzw. Ausflugsboote haben wir ja am Chiemsee auch gesehen. Und da hatten die Leute noch nicht mal unbedingt Masken auf  ::) Das waren noch die Zeiten vor der zweiten Welle  ;)

Witzig diese Handkarren im Hafen -es gibt sie also noch -, mit sowas wurden früher meine kleinen Geschwister auf Baltrum rumgeschoben  8)
Hiddensee schaut auch ganz nett aus. Ist das da vorm Haus Klaus unten im Bild eine Tierskulptur? Oder habe ich nur eine ausschweifende Steinfantasie?
Liebe Grüße
Susan

Christina

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #37 am: 19. Februar 2021, 17:45:16 »
Volle Fähren bzw. Ausflugsboote haben wir ja am Chiemsee auch gesehen. Und da hatten die Leute noch nicht mal unbedingt Masken auf  ::) Das waren noch die Zeiten vor der zweiten Welle  ;)

Witzig diese Handkarren im Hafen -es gibt sie also noch -, mit sowas wurden früher meine kleinen Geschwister auf Baltrum rumgeschoben  8)
Hiddensee schaut auch ganz nett aus. Ist das da vorm Haus Klaus unten im Bild eine Tierskulptur? Oder habe ich nur eine ausschweifende Steinfantasie?

Ja genau, wenn ich an den Rügenurlaub zurückdenke, kommt es mir manchmal so vor, als hätte es damals gar kein Corona gegeben.

Diese Handkarren gibt es auch auf Spiekeroog, der Anblick auf Hiddensee hat mir sofort das typische Inselgefühl vermittelt.

Gut gesehen, das ist eine Tierskulptur, auf dem Gelände standen noch mehr rum und auch an einigen anderen Stellen auf Hiddensee und auf Rügen habe ich die gesehen, weiß nicht, ob es damit etwas bestimmtes auf sich hat.


LG Christina

Christina

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #38 am: 19. Februar 2021, 18:01:55 »
6. Tag – Mittwoch, 23.09.

Um halb neun Uhr stehe ich an der Bushaltestelle unterhalb meiner Ferienwohnung. Ich möchte heute eine Wanderung in den sog. Zickerschen Bergen auf der Mönchgut Halbinsel südlich von Sellin machen. Das ist aber nur eine Halbtagswanderung und ich bin noch etwas unentschlossen, wie ich den Rest des Tages verbringen möchte. Deshalb fahre ich mit dem Bus (mit meiner Selliner Kurkarte sind die Busse in Sellin und dem gesamten Mönchgut kostenlos), damit bin ich flexibel und muss nicht wieder zum Autostandort zurück.

Der Bus fährt bis zum übernächsten Ort Göhren. Hier muss ich umsteigen, der nächste Bus fährt leider erst in einer halben Stunde (wirklich gut aufeinander abgestimmt sind die Busse hier nicht). Aber ich kann die Zeit gut nutzen und bei schönstem morgendlichen Licht und morgendlicher Ruhe mir die Seebrücke von Göhren und den Strand anschauen. Von hier kann man bis zur Steilküste von Sellin sehen (das riesige hässliche weiße Gebäude im Wald ist das Cliff Hotel).




Dann geht es weiter und um 10 Uhr bin ich in Groß-Zicker wo meine Wanderung startet. An ein paar Häusern des Ortes komme ich vorbei,


dann zweigt der Weg ab, auf einem Wiesenweg geht es zum höchsten Punkt der Gegend, dem 66 m ( ;D) hohen Bakenberg. Ein sehr idyllisches Fleckchen sind diese Zickerschen Berge: hügliges Grün und in alle Richtungen Ausblicke auf Wasser und Küste. Leider ist es auch heute wieder sehr diesig, die Fernsicht ist beschränkt. Auf Wiesenpfaden geht es mal bergab, mal bergauf weiter durch die Hügel, auch eine Steilküste mit einem Wäldchen gibt es.







Von der Steilküste kann man über eine Holztreppe zu einem Strand absteigen. Hier genieße ich mal wieder für einige Zeit auf einem Stein sitzend die Ruhe und das friedliche Plätschern des Wassers über die Steine.



Von hier steigt der Weg nochmal an, danach geht es leicht abwärts bis zum Ortsrand von Groß-Zicker.


Hier liegt das einzige Restaurant des Orts in toller Lage mit Blick übers Wasser. Es ist viertel nach Zwölf, es gibt noch freie Tische auf der großen Terrasse, da bleibe ich doch zum Mittagessen hier. Ich bestelle eine Sanddorn-Schorle und ein Schollenfilet mit Bratkartoffeln und Gurke (das sind in dieser Gegend immer in Scheiben geschnittene, warm gemachte Essiggurken). Während ich auf das Essen warte, füllt sich die Terrasse bis kein Tisch mehr frei ist. Ein Pärchen kommt an meinen Tisch und fragt, ob sie sich dazu setzen könnten. Ich bin nicht so begeistert, der Mindestabstand kann ja am Tisch nicht gewahrt bleiben, man sitzt ohne Maske und sicherlich eine halbe Stunde zusammen. Aber es ist ja im Freien, ich stimme daher zu. Als der Kellner das nächste Mal kommt, ist es aber gleich wieder vorbei, er macht die beiden darauf aufmerksam, dass es wegen Corona nicht gestattet ist, den Tisch mit Fremden zu teilen und sie als Gastwirte mit hohen Strafen rechnen müssen, wenn kontrolliert wird. Die Beiden verlassen etwas angesäuert die Gaststätte.

Nach dem leckeren Essen spaziere ich durch den hübschen Ort mit vielen Reetdach-Häusern, unter anderen das Pfarrwitwenhaus von 1720 mit dem für Rügen typischen «Zuckerhutdach», dann vorbei an der Kirche und zum kleinen Hafen.


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Als ich wieder an der Bushaltestelle ankomme, muss ich feststellen, dass der Bus in Richtung Süden erst in einer knappen Stunde kommt, also entscheide ich mich um, den Süden des Mönchguts schaue ich mir ein anderes Mal an (für dieses Nachmittagsprogramm hatte ich mich beim Essen entschieden) und gehe nun von hier zu Fuß zurück nach Sellin.

Zunächst geht es ein Stück an der Straße entlang nach Osten an die «offene» Ostsee. Dann parallel zum Meer mal auf Rad-/Fußwegen durch Kiefernwälder, die mich an die französische Atlantikküste erinnern, mal direkt am Strand entlang nach Norden.



Am Ortsrand von Göhren komme ich an ein paar «lost places» aus DDR Zeiten vorbei, keine Ahnung, wo die vielen Menschen herkamen und was die hier machten (event. Vertriebene aus den weiter östlich gelegenen Gebieten?), für die hier auf der Insel so viele Wohnungen gebaut wurden (am Rande der größeren Orte gibt es viele der alten Plattenbauten, meist auch noch heute bewohnt, dann natürlich im renovierten Zustand).


In Göhren kaufe ich mir im Supermarkt noch Wasser und ein Eis, doch das hilft auch nicht wirklich, denn plötzlich bin ich müde und habe leichte Kopfschmerzen. Daher endet der Tag etwas abrupt, ich gehe auf der durchgängig von Göhren über Baabe bis Sellin gepflasterten Strandpromenade (die ich ja ab Baabe von meiner ersten Wanderung schon kenne) ohne weiteren Stopp und ohne Fotos zu machen, zurück nach Sellin und in meine Ferienwohnung, wo ich gegen 17.15 Uhr ankomme und den Rest des Tages nicht mehr viel mache, war vielleicht doch etwas zu viel Sonne und zu viele Wanderungen in den letzten Tagen.

Wetter: sonnig, ca. 23°C
Wanderung: Rother Wanderung Nr. 46, 9 km, 130 Höhenmeter und von Groß Zicker über Lobbe, Göhren, Baabe nach Sellin ca. 12 km (lt. Google Maps)


LG Christina

Silvia

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #39 am: 20. Februar 2021, 13:04:44 »
Du hattest ja echt ein Bombenwetter  :strahl:    ... selbst wenn es für die Fernsicht zu diesig war, zum Wandern genial  :thumb:

Ilona

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #40 am: 21. Februar 2021, 09:50:05 »
Deine Kilometer hast du an dem Tag wieder gemacht  :thumb: und die Höhenmeter fallen auch ins Gewicht :totlach:. Aber mal Spaß beiseite: Ich dachte immer, dass es an der Küste (abgesehen von den Klippen) flach ist.

Und einen Lost Place hast du auch gefunden. So macht wandern Freude.
Liebe Grüße

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #41 am: 21. Februar 2021, 21:33:05 »
Wieder eine schöne Wanderung und dazu Traumwetter  8) So macht Ostsee Spaß!

Wundert mich auch, wieso die auf der Insel solche Wohnbunker hatten. So viele Jobs kann es da ja auch mit Tourismus nicht gegeben haben. Vielleicht waren die ja mal als Ferienwohnungen gedacht? Es gab doch so was wie Betriebsferienlager in der DDR.  :gruebel:
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Susan

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #42 am: 22. Februar 2021, 17:57:25 »
Aber mal Spaß beiseite: Ich dachte immer, dass es an der Küste (abgesehen von den Klippen) flach ist.


Das dachte ich auch immer, gilt aber scheinbar nur für die Nordsee. Vor allem hat mich erstaunt, dass es bei diesen Wegen entlang der Steilküsten ständig bergab und bergauf geht, wenn man dann noch die eine oder andere Treppe hinunter (und dann wieder hinauf) zum Strand nimmt, kommen doch einige Höhenmeter zusammen.


Wundert mich auch, wieso die auf der Insel solche Wohnbunker hatten. So viele Jobs kann es da ja auch mit Tourismus nicht gegeben haben. Vielleicht waren die ja mal als Ferienwohnungen gedacht? Es gab doch so was wie Betriebsferienlager in der DDR.  :gruebel:

Tourismus auf Rügen und Hiddensee gab es zu DDR Zeiten auf jeden Fall, da habe ich ein bisschen was dazu bei meinen Vorbereitungen gelesen, ob dafür diese Wohnanlagen gebaut wurden, weiß ich aber nicht.


LG Christina

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #43 am: 22. Februar 2021, 18:12:22 »
7. Tag – Donnerstag, 24.09.

Heute möchte ich eine Wanderung rund um das Kap Arkona machen. Gegen acht Uhr fahre ich los, in den äußersten Norden von Rügen sind es ca. 60 km von Sellin.

Schon nach wenigen Kilometern werde ich kurz vor der bisherigen Baustelle mit Straßenverengung und Ampelregelung ausgebremst, nun geht es hier gar nicht mehr weiter – Umleitung, man muss die gut ausgebaute B 196 verlassen und nach links auf die Deutsche Alleenstraße, die in Richtung Putbus führt, abbiegen. Die Strecke ist mit ihren Alleebäumen, die zum Teil über der Straße zusammengewachsen sind, sehr hübsch, aber sehr unangenehm zu fahren. Es ist sehr eng und sehr oft gibt es Kopfsteinpflaster statt Asphalt, es gibt immer wieder sehr enge Ortsdurchfahrten und enge Kurven. Wie weit die Baustelle geht bzw. wo man wieder auf die bisherige Strecke geleitet wird, ist nicht klar, das Übersichtsschild am Beginn der Umleitung ist so klein, dass es beim Vorbeifahren nicht möglich war, etwas zu erkennen und nach dem ersten Umleitungsschild ist kein weiteres mehr aufgetaucht, das Navi „kennt“ die Baustelle nicht.

Irgendwann biegen ziemlich viele Autos vor mir nach rechts ab, darunter auch ein Netto LKW, da folge ich doch einfach mal der Allgemeinheit, der LKW muss sicherlich nicht nur ins nächste Dorf und wird auch nicht auf Feldwegen fahren. Die Strecke ist allerdings noch schlimmer als die bisherige, führt aber tatsächlich auf die B196. Ab hier kann ich wieder normal weiterfahren, aber die Umleitung hat mich sicherlich eine Viertelstunde gekostet.

Um 9.15 Uhr komme ich in Putgarten, dem letzten Ort vor dem Kap Arkona an. Für Nichteinwohner endet die Fahrt auf dem Großparkplatz am Ortseingang. Dort zahlt man für den ganzen Tag EUR 5,50, es gibt Toiletten und eine Reihe von noch geschlossenen Ständen, die Snacks und Souvenirs verkaufen, auch ein Shuttlezüglein zu den Leuchttürmen steht bereit, hier ist man also auf Besuchermassen eingerichtet.

Jetzt ist es noch leer, ich nutze die Toilette und beginne dann meine Wanderung. Es geht quer durch Putgarten, hier gibt es einige Unterkünfte, Cafés, Restaurants und den „Rügenhof Arkona“, einen ehemaligen Gutshof, in dem heute mehrere kleine Schauhandwerksbetriebe, Souvenirgeschäfte und Cafés untergebracht sind. Zu dieser Uhrzeit ist aber noch alles geschlossen, so dass ich ohne Halt das Dorf verlasse und zwischen Feldern in Richtung Küste gehe.

Nach ungefähr einer halben Stunde erreiche ich die Kirche oberhalb von Vitt, die leider verschlossen ist, auf einem Schild wird darüber informiert, dass eine Bürgerbewegung fordert, die gerade renovierte Kirche in ihrer ursprünglichen Farbe, nämlich weiß, zu streichen - eine kuriose Geschichte.



An der Kirche vorbei geht es den Berg hinunter ins Dorf Vitt, das in den Reiseführern als malerisch, idyllisch und mit ähnlichen Adjektiven beschrieben wird. Das kann ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen, ja die Lage ist ziemlich einzigartig auf Rügen, das Dorf liegt am Hang direkt am Wasser und die Häuser sind eng zusammengebaut und nicht wie sonst immer, entlang einer schnurgeraden Straße aufgereiht. Aber, das ganze Dorf wirkt verwahrlost, es gibt keine Blumengärten wie zum Beispiel gestern im schönen Groß Zicker, praktisch jedes Haus hat einen vom Baustil unpassenden Anbau. Ich bin fast alleine hier und schaue mir jeden Winkel an, aber ich kann nichts Hübsches entdecken. Das hier waren noch die nettesten Winkel:



Immerhin, Hafen und Strand, die ich zum Schluss erreiche, gefallen mir gut, den Marinepeilturm am Kap Arkona kann ich von hier schon sehen.



Hinter dem Dorf geht es auf einer Holztreppe nach oben und dann an der Steilküste entlang auf einem breiten Waldweg in Richtung Kap. Nach einiger Zeit erreiche ich einen Aussichtspunkt und dann eine Treppe zum Strand hinunter, die ich natürlich nutze. Auch von hier sieht man natürlich das Kap. Übrigens ist Kap Arkona nicht der nördlichste Punkt von Rügen, der liegt ein bisschen weiter nordwestlich davon.




Der Steilküstenweg endet kurz vor dem Marinepeilturm, von 1927 bis 1945 als Seefunkfeuer in Betrieb. Der gesamte Turm wird heute als Geschäft für Kunsthandwerk und Alpaka Kleidung aus Südamerika genutzt, beim Aufstieg ist dies eine nette Ablenkung, warum ich aber auf Rügen Souvenirs aus Südamerika kaufen sollte, erschließt sich mir nicht, aber scheinbar kann der Pächter davon (und vom Eintritt für die Turmbesteigung EUR 3,00) leben. Von oben kann man einen Blick auf die Baustelle/Ausgrabungen rund um die Jaromarsburg werfen, die zentrale Tempelfestung der Slawen auf Rügen vom 9. bis 12 Jh. Die Burg ist für Besucher wegen Abbruchgefahr geschlossen, aber es wird zurzeit daran gearbeitet, das Gelände zu sichern und somit wieder zugänglich zu machen.





Nur wenige Meter sind es vom Marinepeilturm bis zu den anderen beiden Türmen des Kaps. Hier sind einige Besucher unterwegs, es bleibt aber gerade so im Rahmen des (für mich) erträglichen und wie schon am Leuchtturm auf Hiddensee, gibt es keine Wartezeit für die Besteigung der Türme und das obwohl wegen Corona nur eine begrenzte Zahl an Besuchern gleichzeitig im Turm sein darf. Am Neuen Leuchtturm (EUR 3) muss ich kurz warten, da das Pärchen vor mir gerne seinen kleinen Hund mit nach oben nehmen würde und nicht gleich akzeptiert, dass das nicht erlaubt ist („und wenn wir ihn tragen, dann muss das doch möglich sein“ – „nein, auch dann nicht“). Vom mit 33 Metern höchsten der drei Türme am Kap Arkona kann man bei guter Sicht bis Dänemark schauen, aber wie schon auf Hiddensee ist mir das nicht vergönnt, aber man kann die riesigen, bereits abgeernteten Felder sehen und über das Meer zur Jasmund Halbinsel schauen, im Frühjahr, wenn Raps und Mohn blühen sicher ein wesentlich schönerer Anblick. Der Leuchtturm ist heute noch in Betrieb, wird aber von der Insel Dänholm aus (zwischen Stralsund und Rügen) ferngesteuert.




Neben dem Neuen Leuchtturm steht der Schinkelturm, der vom Vorsitzenden der preußischen Oberbaudeputation Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde (der auch verantwortlich war für den Turm des Jagdschlosses Granitz). Der Turm ist 21 Meter hoch und sieht nicht gerade wie ein typischer Leuchtturm aus. 1828 wurde er in Betrieb genommen und 1905 wegen veralteter Technik vom Neuen Leuchtturm abgelöst. Leider ist der Turm heute geschlossen.

Die Wanderroute führt auf dem Hochuferweg weiter in Richtung Norden, nach ein paar Minuten gibt es wieder eine Gelegenheit an den Strand hinabzusteigen.

Und der Strand ist richtig schön. Direkt an der Abstiegsstelle gibt es viele Felsbrocken in verschiedenen Größen am und im Wasser, umgeben von Schilf, da setze ich mich gleich auf einen Stein und mache Mittagspause mit zwei belegten Brötchen, dabei gibt es einige Vögel zu beobachten.


Nach dem Essen gehe ich am Strand entlang ein Stück zurück Richtung Kap Arkona, hier ist man direkt unter den steilen Kreidefelsen, wobei sich die Kreide, genauer gesagt der Kalk bis auf den Boden und ins Wasser ausbreitet. Auch ohne Sonne ein schönes Farbspiel. Außerdem gibt es noch die Überreste eines Wachturms (aus DDR Zeiten?), die fotogen im Wasser liegen.





Ich bleibe am Strand und spaziere in Richtung Westen. Nachdem ich über einige größere Steine geklettert bin, erreiche ich den Nordstrand – für mich der schönste bisher auf Rügen. Er erinnert mich an Nordseestrände, da er sehr breit ist und in der gesamten Breite aus festem Sand besteht, auf dem man ohne einzusinken gehen kann, auch so eine Art Priele gibt es und einiges an Wellen.




Bis zum Parkplatz am Nordstrand gehe ich weiter, dort gibt es eine Treppe hinauf zum Parkplatz und vom Parkplatz geht es zwischen Feldern (mit nochmaligem Blick zu den Türmen am Kap Arkona) zurück zum Parkplatz vor Putgarten, den ich gegen 13.30 Uhr erreiche.


Der hat sich inzwischen ziemlich gefüllt (es sind aber noch viele freie Parkplätze vorhanden), auch Reisebusse stehen dort, deren Insassen für eine Schlange vor der Damentoilette sorgen.

Ich fahre ein Stückchen zurück in Richtung Süden und Jasmund Halbinsel zum Küstenort Glowe. Am Ortseingang parke ich. Während ich am Kofferraum meine Sachen zusammensuche, hält ein Auto und die Insassen bieten mir ihr noch bis in den späten Abend gültiges Parkticket an, da bedanke ich mich natürlich erfreut.

Am Strand suche ich mir einen Platz auf der Terrasse der „Ostseeperle“. Diese ist ein weiteres Gebäude von Ulrich Müther, dessen Kurmuschel ich in Sassnitz angeschaut habe. Ich bestelle einen Milchkaffee und eine Schokotorte und genieße beides bei Sonnenschein und Meerblick.


Dann spaziere ich auf der Strandpromenade und direkt am Wasser entlang bis zum Hafen von Glowe. Dort sind endlich mal neben Jachten auch Fischerboote zu sehen.




Hinter dem Hafen beginnt wieder eine Steilküste mit Felsbrocken, Kiesstrand und vielen Vögeln. Inzwischen ist es 16 Uhr und ich gehe wieder auf der Strandpromenade zurück in Richtung Auto. Unterwegs kann ich nicht widerstehen und kaufe mir noch zwei Kugeln Eis (Zitrone und Mango) in der Waffel.


Danach steht die Rückfahrt nach Sellin an, natürlich wieder über die Umleitungsstrecke, es geht nur langsam voran, gerade bei den Kopfsteinpflasterstrecken fahren viele nur in Schrittgeschwindigkeit.

Gegen 17.30 Uhr bin ich zurück in der Ferienwohnung.

Wetter: vormittags bewölkt, nachmittags sonnig, ca. 15 - 20°C
Wanderung: Rother Wanderung Nr. 19, 9,3 km, 80 Höhenmeter


LG Christina

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Re: 2 Inseln und 3 Städte - Rügen und mehr im Herbst 2020
« Antwort #44 am: 23. Februar 2021, 13:18:03 »
Solche Strandspaziergänge wie am Nordstrand könnte ich stundenlang unternehmen und mich anschließend in einen der blauen Strandkörbe :herz: setzen.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)