5. Tag – Mittwoch, 31.01.
Erst gegen viertel nach acht Uhr sind wir heute beim Frühstück, Peter musste zuvor noch ein paar berufliche E-Mails verfassen.
Um 9 Uhr machen wir uns dann auf den kurzen Weg zur Praça da Figueira, wo wir am Automaten in der U-Bahn Station unsere Tagestickets für den öffentlichen Nahverkehr kaufen, heute reicht uns die günstigste Variante für EUR 6,15 p.P., wir wollen im Stadtgebiet bleiben.
Wieder oberirdisch steigen wir gegen 9.30 Uhr in die Tram 15, die in den Stadtteil Belém fährt. Zum Glück fährt eine moderne Strassenbahnvariante, die wesentlich mehr Sitz- und Stehplätze bietet, als die historische, es sind nämlich einige Touristen unterwegs mit uns, die natürlich diesselben Ziele haben: das Hieronymuskloster, das Entdeckerdenkmal und den Turm von Belém.
Die Fahrt zieht sich etwas, da es sehr viele Haltestellen gibt, leider fährt in diese Richtung keine U-Bahn.
Gegen 10.20 Uhr steigen wir dann vor dem Mosteiro dos Jerónismus aus, irren kurz umher, um den richtigen Eingang zu finden (eine Ausschilderung für Fußgänger haben wir bisher hier in Lissabon nur in der Nähe der Burg gesehen, sonst ist man auf seinen Stadtplan angewiesen), zahlen EUR 10,00 p.P. Eintritt und stehen dann im wunderschönen Kloster. 1502 war Baubeginn, 70 Jahre (!) später war es fertig, seit 1982 gehört es zum UNESCO Weltkulturerbe. Der manuelinische Baustil mit den zahlreichen Verzierungen wirkt orientalisch und der Kontrast zwischen dem hellen Kalkstein und dem blauen Himmel ist herrlich. Wir schlendern gemütlich durch den zweistöckigen Kreuzgang und schauen uns auch die angrenzende Kirche Santa Maria und das ehemalige Refektorium mit vielen Kacheln an.
Dann gehen wir über den Praça do Império, heute ein Park mit großem Springbrunnen, von dem aus man nochmal einen schönen Blick zurück zum Kloster hat (als das Kloster gebaut wurde, war hier bereits das Flussufer mit einem Hafen, das Ufer ist nach und nach versandet und der Fluss hat sich somit immer weiter vom Kloster entfernt).
Am Ende des Parks unterqueren wir in einem Fußgängertunnel die viel befahrene Uferstrasse und stehen kurz darauf am heutigen Tejo Ufer und vor dem Padrão dos Descobrimentos. Der pompöse Baustil verweist gleich auf den Diktator Salazar, der das Denkmal zu Ehren der großen portugiesischen Entdecker am 500. Todestag von Dom Henrique de Avis (bekannt als Heinrich der Seefahrer, der kurioserweise allerdings nur ein einziges Mal zur See gefahren war), 1960 errichten ließ.
Auf eine Innenbesichtigung des Denkmals verzichten wir, genauso wie beim einige hundert Meter weiter stehenden Torre de Belém. Dieser ist genauso wie das Hieronymuskloster im manuelinischen Stil erbaut und zwar von 1515-21 als Wachtturm für den Lissabonner Hafen, später diente er als Zollstation und als Gefängnis.
Nun ist es schon wieder Mittagszeit und wir möchten eine Kleinigkeit essen und unsere Wasserflaschen sind auch leer. Auf dem Stadtplan entdecken wir einen Supermarkt nördlich vom Torre de Belém. Die Entfernungen sind hier beträchtlich (zumindest, wenn man nicht so gut zu Fuß ist), erst geht es durch den Park, der am Flussufer hier angelegt ist, dann muss wieder die Uferstrasse überquert werden, diesmal mit einer Überführung und endlosen Treppen auf der einen Seite hinauf, auf der anderen Seite wieder hinab und danach sind es noch einige hundert Meter bis zum Supermarkt. Direkt daneben sehen wir eine Filiale der Kette « A Padaria Portuguesa», wo man kleine Snacks zum Mitnehmen oder dort essen kaufen kann.
Dort essen wir einen Salatteller mit Lachs bzw. Ei (zusammen mit jeweils einem Wasser zahlen wir zusammen EUR 11,90) und kaufen dann noch Wasser im Supermarkt nebenan. Vor dem Supermarkt ist auch eine Haltestelle der Tram 15, die wir für eine Station, also wieder bis zum Kloster nehmen. Uns ist noch nach einem Kaffee, vor der Confeitaria dos Pastéis de Belém, die für ihre Puddingtörtchen und das mit schönen Fliesen verzierten Café bekannt ist, steht eine lange Menschenschlange, der nicht weit entfernt liegende Starbucks ist zwar von vielen Schülern auf Schulausflug belagert, wirklich etwas kaufen, tun aber nur wenige und das Beste, im Gegensatz zur Konditorei gibt es hier Tische und Stühle im Freien.
Wir genießen die Sonne mit einem Kaffee und einem Muffin und gehen dann durch die Parkanlage Jardim de Belém und über den angrenzenden Platz Praça Afonso de Albuquerque, wo man hinter dem Standbild des Afonso den rosafarbenen Palast des portugiesischen Staatspräsidenten sehen kann.
Die nächste Fußgängerüberführung nehmen wir und sind nun wieder am Flußufer. Bald tauchen das ehemalige Elektrizitätswerk, ein schöner Industriebau vom Beginn des 20. Jh. und ein wellenförmiges modernes Gebäude auf. Beide zusammen bilden das Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia, kurz MAAT.
Wie bei allen Museen heute, verzichten wir wegen des schönen Wetters auf einen Besuch (bei Regenwetter ist Belém ebenfalls ein lohnenswertes Ziel, dann kann man Stunden in den Museen verbringen), aber auch von außen sind die beiden Gebäude toll anzuschauen, bilden einen Kontrast zum überladenen Baustil des Klosters und Turms von Belém und stimmen damit auf unseren nächsten Besichtigungspunkt ein, die LX Factory.
Dorthin könnte man am Wasser entlang, unter der Brücke Ponte 25 de Abril mit den ehemaligen Hafenanlagen, heute Jachthafen mit Restaurants, Bars und Cafés hindurch, zu Fuß hingehen, mein Fuß macht eine solche Strecke aber leider nicht mit, er ist sowieso schon an seiner Belastungsgrenze für heute, daher nehmen wir wieder die Tram 15 für ein paar Haltestellen in Richtung Innenstadt (und verzichten schweren Herzens auf den Bereich der alten Hafenanlagen unter der Brücke).
Gegen halb drei Uhr sind wir dann am Eingang zum Areal der LX Factory. Das ist ein ehemaliges Industrieareal, in dem sich Boutiquen, Cafés, Restaurants, aber auch Büros bzw. Studios verschiedener kreativer Berufe angesiedelt haben.
Wir schlendern durch den ein oder anderen Laden, kaufen eine Lissabon Postkarte im Retrodesign für unsere Urlaubspostkartenpinwand, Olivenöl in einem Miniaturblechkanister wie aus alten Zeiten, Fischkonservendosen und für unsere malende Nachbarin, die sich ums Haus kümmert, verschiedenen Marmeladen in Tuben. Der bunte aber auch leicht heruntergekommene Charakter des Areals gefällt uns gut, etwas störend sind die überall herumfahrenden Autos, denen man ständig ausweichen muss.
Nun ist aber endgültig Erholung angesagt. Wir fahren mit der Tram 15 zurück in die Innenstadt zur Praça da Figueira, gehen dort noch in die traditionelle Konditorei Confeitaria Naçional (die Einrichtung scheint noch aus dem Jahr der Eröffnung 1829 zu stammen – wunderbar aus dunklem Holz), wo wir zwei Mini-Tortenstückchen zum Mitnehmen kaufen und sind gegen 16 Uhr im Hotelzimmer, wo jetzt «Füße hochlegen» auf dem Plan steht.
Gegen 18 Uhr gehen wir zum Abendessen. Wir haben uns für das Restaurante Carmo am Largo do Carmo im Stadtteil Chiado entschieden. Daher gehen wir den kurzen Weg über den Rossio zum Elevador Santa Justa. Dessen «Bergstation» befindet sich nur wenige Meter vom Largo do Carmo entfernt.
Mit dem Restaurante Carmo haben wir eine gute Wahl getroffen. Es ist ein relativ kleiner Raum, der mit Bücherregalen und Tischen unterschiedlicher Stilrichtungen eingerichtet ist wie ein gemütliches Esszimmer. Als Vorspeise teilen wir uns in Knoblauchsoße gegrillte Garnelen, sehr lecker. Ich nehme ein Meeresfrüchterisotto als Hauptgericht, Peter einen Burger. Das Risotto ist absolut perfekt, daran werde ich mich noch lange erinnern. Peter ist mit seinem Burger etwas weniger zufrieden, na ja, ich hatte ihm sowieso empfohlen lieber ein Fischgericht zu nehmen, da ich bei meinen Reisevorbereitungen mehrfach gelesen hatte, dass Fischgerichte in Lissabon praktisch überall sehr gut sind, Fleischgerichten dagegen hin- und wieder Verbesserungspotential haben. Zusammen mit zwei Gläsern Wein und Wasser zahlen wir EUR 51,00.
Nach dem Essen machen wir noch Nachtaufnahmen am wunderschönen Largo do Carmo. Der Elevador Santa Justa hat nun gegen 21.15 Uhr schon geschlossen, wir machen am Eingangsbereich noch ein paar Fotos und gehen dann zu Fuß zurück ins Hotel.
Wetter: sonnig, ca. 18° C